Am Johannes Gutenberg Gymnasium Waldkirchen wird debattiert statt demonstriert. Ein Aktionstag gab den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit sich im schulischen Rahmen mit dem Thema Klimaschutz zu befassen. Auf Anregung von Schulleiterin Josefa Stamm hatten sich die Schülerinnen und Schüler entschieden anstatt einer eine Fridays-for-Future-Demonstration einen Aktionstag zum Thema Klimaschutz durchzuführen. Bürgermeister Heinz Pollak sprach sich bei der Eröffnung des Umwelttages für aktives Handeln, anstatt Demonstrationen aus. „Die wirtschaftliche Entwicklung einiger weniger Länder, zu denen auch Deutschland gehört, verursacht globale Probleme: die Abholzung von Urwäldern, Plastik in den Meeren und natürlich der Klimawandel. Wir haben nur diese eine Erde und müssen deshalb auch verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen. Deshalb finde ich es besonders toll, dass man sich am Gymnasium Waldkirchen so für die Umwelt einsetzt.“
Schulleiterin Josefa Stamm berichtet zur Eröffnung des Umwelttages wie dieser entstanden ist. Die beiden Schülerinnen Dorothea Aschenbrenner und Linda Baier waren zu ihr gekommen und wollten kurz vor dem Europawahlsonntag eine Fridays-for-Future-Demonstration durchführen. „Ich fand das Engagement der Schülerinnen bemerkenswert, schlug aber vor, statt einem Streik etwas anderes zu machen und so war die Idee des heute stattfindenden Umwelttags geboren.“ Mit Dr. Nadiane Kreipl war schnell eine engagierte Lehrerin gefunden, die das Projekt mit den beiden Schülerinnen anpacken wollte. Zur Unterstützung wurde noch Klimaschutzmanagerin Verena Holzbauer vom Landratsamt hinzugezogen. Ergebnis ist ein abwechslungsreicher Aktionstag für die neunten und zehnten Klassen des Gymnasiums. Dabei hatten alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit die derzeit im Haus der Natur, Kultur, Kunst und Jugend gastierende Ausstellung „Rette die Welt …zumindest ein bisschen“ zu besuchen, wo das Thema Ressourcenschutz auf anschauliche Weise dargestellt wird. Ob virtueller Wasserverbrauch, Lebensmittelverschwendung oder Verpackungsmüll, alle Themen der Ausstellung sind wichtige Bausteine zum Klimaschutz. Eine Schülerin berichtet: „Erst dachten wir eine Ausstellung sei recht trocken. Aber durch kleine Projektarbeiten vor Ort hat es richtig Spaß gemacht und wir konnten viel Neues mitnehmen.“ Zeitgleich wurden im Filmsaal des Gymnasiums Kurzfilme zum Einstieg in die Thematik vorgeführt. Den spannendsten Teil des Umwelttages stellten aber Workshops und Gespräche mit verschiedenen Experten dar.
Vom Straubinger CARMEN e. V. war dafür Keywan Pour-Sartip nach Waldkirchen gekommen, um wichtige Grundlagen zu vermitteln. Was sind die kritischen Kipppunkte der globalen Erwärmung? Geschmolzenes Eis etwa, kann weniger Sonnenlicht reflektieren oder wärmere Meere können weniger CO2 aufnehmen. So wird die Erderwärmung immer weiter beschleunigt. Anschaulich zeigte er den Schülerinnen und Schülern auf, wie dringend notwendig ein aktives Handeln jedes einzelnen für den Klimaschutz ist. Jacob Klee vom Nationalpark Bayerischer Wald berichtete in seinem Workshop über die bereits feststellbaren Folgen des Klimawandels auf die Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark. Dazu gehören auch die bereits heute sichtbare Mehrung von Starkregenereignissen, Hitzeperioden und Stürmen. Einer davon war Sturm Kolle im Jahr 2017. Stadtrat Erwin Pauli berichtete von seiner Tätigkeit als Förster und wie man nun den Schäden in den Wäldern nach diesem Sturm begegnet und welche negativen Folgen, aber auch welche neuen Chancen sich daraus für die Natur ergeben.
Mit Klimaschutzmanagerin Verena Holzbauer konnten die Schülerinnen und Schüler den Einfluss von Energieerzeugung und Energieverbrauch auf das Klima entdecken. Sie entwickelten Lösungsansätze, wie sie im Schulhaus zum Energiesparen beitragen können und lernten, was der Landkreis als Sachaufwandsträger und damit Verwalter des Schulhauses beisteuert. Dabei konnten sie unter anderem bei einer Tour durch das Gebäude herausfinden, dass die Schule mit regionalen Hackschnitzel über das Fernwärmenetz regenerativ beheizt wird. Auch die Initiatorinnen Dorothea Aschenbrenner und Linda Baier leiteten einen Workshop. Der Titel davon war „Die Macht des Konsumenten“. In einem Quiz konnten die Mitschüler herausfinden, was ihre Klimalaster sind und durch welche Verhaltensänderungen sie ihren persönlichen CO2-Fußabdruck verringern können. Das Pendant dazu war der Workshop von Dr. Nadiane Kreipl „Die Macht der Politik“, da neben dem Handeln einzelner auch ein entsprechender politischer Rahmen für gelungenen Klimaschutz notwendig ist. Die möglichen politischen Maßnahmen zur Erreichung des erklärten Ziels der Klimaneutralität bis 2050 wurden dabei mit den Schülern diskutiert. Die Schlussfrage dabei lautete "Im Jahr 2030 habe ich mich rückblickend maximal für den Klimaschutz eingesetzt, indem ich ..." Als Antworten gaben die Schüler unter anderem an Einwegplastik vermieden zu habe, UmweltingenieurIn geworden zu sein oder sich politisch engagiert zu haben.
Eine Vielzahl an zukunftsweisenden Visionen haben die Gymnasiasten vom Umwelttag mit nach Hause genommen. Wie viele davon 2030 umgesetzt sein werden wird sich zeigen. Die Organisatoren äußerten sich abschließend positiv zu dem gelungenen Umwelttag. „Die Schülerinnen und Schüler waren sehr interessiert. Es freut mich immer, wenn Aktionstage wie dieser zustande kommen, da das Thema vor allem die Zukunft der jungen Generation betrifft und sie befähigt sein müssen mit der Klimaveränderung umzugehen und diese natürlich bestmöglich abzuschwächen“, erklärt Klimaschutzmanagerin Verena Holzbauer. Auch von Seiten der Schüler fiel das Feedback positiv aus, da sie aus dem abwechslungsreichen Tag viele neue Impulse für die Zukunft mitnehmen konnten.