Die grundsätzliche Initiative der Tschechischen Republik zum Atomausbau ist ja leider nicht neu. Das war bekannt. Doch die Dimension und der Umfang der aktuell vorgelegten Pläne, nämlich die Planung von gleich vier Atomreaktoren anstatt eines Reaktors, sind aber schon sehr überraschend und für die Grenzregion besorgniserregend. Die Realisierung hätte erhebliche Auswirkungen auf die Lebens- und Standortqualität unserer Region, gerade mit Blick auf die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava als grenzüberschreitendes Großschutzgebiet und grünes Dach Europas sowie die vielfältigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verflechtungen im bayerisch-tschechischen Grenzraum. Angesichts der einschlägigen Vergangenheit müssen wir berechtigte Befürchtungen hinsichtlich der Sicherheitsstandards haben. Was darüber hinaus nicht vergessen werden darf: Es sind ja auch noch grenznahe Standorte als mögliche Optionen für ein Atommüllendlager auf der tschechischen Seite im Gespräch. Wir haben in diesem Zusammenhang also zwei Themen, die die Region mit Blick auf u.a. Sicherheit und Risiken belasten. Ich habe das schon mehrmals betont und werde mich auch jetzt wieder klar positionieren: Atomenergie und Atommüll dürfen nicht zu Themen ausschließlich für die ohnehin vor großen Herausforderungen stehenden Grenzräume werden. Derartige Aktivitäten sowie die offensive Vorgehensweise beeinträchtigen und belasten bedauerlicherweise auch die für gewöhnlich vertrauensvolle Zusammenarbeit im gemeinsamen schätzens- und schützenswerten Grenzraum.
Sebastian Gruber
Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau
Sebastian Gruber (42) ist seit 2014 Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau.
Seit 2020 ist Gruber Vorsitzender des Bezirksverbandes Niederbayern im Bayerischen Landkreistag. Im Mai 2023 wurde Sebastian Gruber zudem zum Dritten Vizepräsidenten des Bayerischen Landkreistags gewählt. Der Bayerische Landkreistag ist der Spitzenverband der 71 bayerischen Landkreise und hat das wesentliche Ziel, die kommunale Selbstverwaltung auf der Kreisebene zu sichern und zu stärken.