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Regionalmanagement-Veranstaltung zeigt alternative „Wege nach dem Abitur“ auf

Rein rechnerisch beginnen in Bayern nach wie vor vier von fünf Abiturientinnen und Abiturienten unmittelbar nach Abschluss des Gymnasiums ein Studium. Das bedeutet für den Landkreis Freyung-Grafenau, dass jedes Jahr mehrere Dutzend gut ausgebildete junge Menschen die Region – zumindest vorübergehend – verlassen.

Gepaart mit der Tatsache, dass bei sehr niedrigen Arbeitslosenquoten, die teils unter zwei Prozent liegen, Betriebe und Unternehmen in der Region händeringend nach qualifiziertem Fachkräftenachwuchs suchen, ergab sich aus Sicht des Regionalmanagements Freyung-Grafenau Handlungsbedarf im Bereich der beruflichen Orientierung an den Gymnasien.

Deshalb hat das Regionalmanagement in Kooperation mit den für Berufsorientierung zuständigen Lehrkräften am Johannes-Gutenberg-Gymnasium in Waldkirchen unter dem Titel „Wege nach dem Abitur“ ein Veranstaltungsformat kreiert, das den Schülerinnen und Schülern vor dem anstehenden Abitur mögliche Alternativen zur sofortigen Aufnahme eines Hochschulstudiums aufzeigen soll.
Regionalmanager Stefan Schuster möchte so gemeinsam mit den Projektpartnern unter anderem dazu beitragen, das Bewusstsein für die Wertigkeit einer beruflichen Ausbildung vor allem im Handwerk zu stärken und die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten auch dazu bringen, aktiv darüber nachzudenken, ob ein Hochschulstudium automatisch der richtige und vor allem auch zielführende Weg ist.
Konkret haben im Rahmen der Veranstaltung „Wege nach dem Abitur“ unter anderem Handwerker mit Abitur den Schülerinnen und Schülern der Q 11 aller drei Gymnasien im Landkreis Freyung-Grafenau ihren beruflichen Werdegang und speziell auch die Beweggründe für die Wahl einer sogenannten dualen Ausbildung erläutert.

Katharina Gattermann und Benedikt Madl, die selbst vor wenigen Jahren ihr Abitur in Waldkirchen absolviert haben, erklärten den Schülerinnen und Schülern, warum sie sich beide für eine Ausbildung zum Schreiner entschieden haben. Sie skizzierten dabei die unterschiedlichen Wege, über die sie zum aktuellen Stand ihrer beruflichen Entwicklung gelangt sind. Während Katharina Gattermann handwerkliche Ausbildung und akademische Bildung in Form eines dualen Studiums verbunden hat, entschied sich Benedikt Madl dazu, erst nach Abschluss der Ausbildung zu studieren. Er unterrichtet inzwischen als Berufsschullehrer angehende Schreinerinnen und Schreiner. In dem engagierten Vortrag des „Schreiner-Duos“ war zu spüren, dass beide für seinen Beruf förmlich „brennen“ und die Beschäftigung mit dem Werkstoff Holz für sie mehr ist als „nur“ der Beruf, über den man seinen Lebensunterhalt bestreitet.

Im Bereich „Holz“ aktiv ist auch Tobias Lang. Der junge Zimmerer berichtete von seinem abwechslungsreichen Arbeitsalltag und machte in seinem Vortrag deutlich, wie wichtig praktisches Arbeiten für seine eigene berufliche Entwicklung gewesen sei. Bewusst habe er sich dazu entschlossen, sein Studium nicht zu beenden, sondern auf die eher praxisbezogene Weiterqualifizierung direkt im Beruf zu setzen.
Selina Fruth, Benjamin Stadler und Tobias Denk haben ebenfalls vor einigen Jahren an Gymnasien im Landkreis ihr Abitur absolviert. Im Anschluss absolvierten die drei eine Ausbildung zur Pflegefachkraft bei den Kliniken Am Goldenen Steig. In ihrem Vortrag beschrieben die drei jungen Leute, wie sie sich nach ihrer Ausbildung in ganz unterschiedlichen Bereichen, unter anderem Praxisanleitung oder Fachkraft für OP, Intensiv und Anästhesie weiterqualifiziert haben.

Die Reihe der interessanten und gleichzeitig kurzweiligen Vorträge setzte sich auch bei Moritz Edelmann und Daniel Reih fort. Moritz Edelmann hat nach seinem Fachabitur bei einem metallverarbeitenden Betrieb eine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker absolviert. Inzwischen führt er sein eigenes Unternehmen. Daniel Reih, der in Grafenau eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker abgeschlossen hat, arbeitet inzwischen in führender Position im Vertrieb bei einem Industriebetrieb ebenfalls in Grafenau.

Regionalmanager Schuster sieht in diesen Beispielen die Bestätigung dafür, dass auch über eine solide, gute Ausbildung im Handwerk ganz individuell erfolgreiche Karrierewege möglich sind. Laut Schuster soll „Wege nach dem Abitur“ kein grundsätzliches Plädoyer gegen ein Studium oder gar gegen den Blick über den Tellerrand der Region hinaus sein: „Für junge Menschen ist es wichtig, persönliche Erfahrungen zu sammeln und diese zielgerichtet einzuordnen. Wichtig ist dem Regionalmanagement, dazu beizutragen, das Bewusstsein dafür zu stärken, dass es neben dem klassischen Studium weitere Möglichkeiten gibt und dass gerade auch Betriebe und Unternehmen in der Region sehr gute Gelegenheiten bieten, sich beruflich zu entwickeln.“

„Wege nach dem Abitur“ ist eines von insgesamt drei Veranstaltungsformaten, die vom Regionalmanagement Freyung-Grafenau speziell für die Schülerinnen und Schüler der Landkreis-Gymnasien angeboten werden. Bei der Arbeit mit den Gymnasien geht es dem Regionalmanagement vor allem darum, den Fokus der angehenden Abiturienten auf berufliche Chancen in der Region zu richten und – sollte ein Studium die Variante sein, für die sich die jungen Menschen entscheiden – darauf hinzuweisen, dass nach Abschluss der Ausbildung eine Rückkehr in die Region immer eine gute Alternative darstellt.

Die Ausbildung in der Pflege bietet viele Möglichkeiten zur Weiterqualifikation und Spezialisierung zeigte sich beim Vortrag zu den entsprechenden Erfahrungen.
Fotos: Landratsamt Freyung-Grafenau

Katharina Gattermanns Vortrag zeigte auf beeindruckende Weise, wie sich Studium und handwerkliche Ausbildung kombinieren lassen.


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