Gleich zwei Mitarbeiter des Generalkonsulats von Ungarn in Bayern – Wirtschaftsattaché Roland Péli und Dr. jur. Gergely Janzsó, Attaché für Außenwirtschaft – haben dem Landkreis einen Besuch abgestattet, um sich mit den Verantwortlichen vor Ort über die aktuelle wirtschaftliche Situation, die Folgen der Corona-Krise und die Möglichkeiten einer noch intensiveren und engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Ungarn und Bayern bzw. dem Bayerischen Wald zu unterhalten. „Eine große Ehre“ sei dies für den Landkreis Freyung-Grafenau, erklärte stellvertretende Landrätin Helga Weinberger, die den hohen diplomatischen Besuch im Europahaus in Freyung begrüßte.
Bayern und Ungarn, so Weinberger, teilten eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte mit vielfältigen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen. Und insbesondere in der Grenzregion habe man die segensreiche Rolle Ungarns in der jüngsten deutschen Vergangenheit, beim Zusammenbrechen des Eisernen Vorhangs und dem Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten, nicht vergessen.
Bayern ist unter den deutschen Bundesländern jenes Bundesland, zu dem Ungarn traditionellerweise die lebhaftesten Außenhandelsbeziehungen pflegt. Etwa 2.300 kleine und mittlere bayerische Unternehmen pflegen mit Ungarn Geschäftsbeziehungen und erzeugen ein Handelsvolumen von rund 14,75 Mrd. Euro. Es könne, so erklärte die stellvertretende Landrätin, „deshalb nur in unser aller Interesse liegen, die lebendige wirtschaftliche Verbindung sowie die engen freundschaftlichen Beziehungen unserer beiden Länder weiter auszubauen.“
Die beiden Attachés berichteten eingangs von der erfolgreichen Entwicklung der ungarischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren. Viele Weltkonzerne, aber auch einige im Landkreis ansässige Unternehmen haben mittlerweile Produktionsstätten in Ungarn. Dies zeige, dass sich das Land zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort entwickelt hat. Die länderübergreifende Zusammenarbeit in der Europäischen Union fördere Wohlstand, Wachstum und Beschäftigung in allen Mitgliedsländern.
Allerdings habe die Corona-Krise auch vor der ungarischen Wirtschaft nicht Halt gemacht und auch dort ihre Spuren hinterlassen. Konnte das Land vor dem Corona-Ausbruch noch eine Vollbeschäftigung verzeichnen, sei auch dort seither die Arbeitslosenquote und die Staatsverschuldung angestiegen sowie das Bruttoinlandsprodukt gesunken. Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise einzudämmen, habe sich Ungarn das Maßnahmenpaket der Deutschen Bundesregierung als Vorbild genommen, wie die beiden Gäste betonten.
Im Laufe der weiteren Gespräche wurden bereits erste Themenfelder eruiert, zu denen die Gesprächsteilnehmer im Austausch bleiben und eine Zusammenarbeit vorantreiben möchten. An den Gesprächen im Europahaus in Freyung nahmen neben den ungarischen Gästen und der stellvertretenden Landrätin auch Johannes Gastinger (Wirtschaftsreferent Landkreis Freyung-Grafenau), Peter Sonnleitner (IHK Niederbayern – Bereichsleiter „International“), Alexander Stahl (Geschäftsführer Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz), Katharina Wierer (Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz - Abteilungsleiterin Außenwirtschaftsberatung), Kaspar Sammer (Geschäftsführer EUREGIO Bayerischer Wald-Böhmerwald-Unterer Inn), Jaroslava Pongratz (EUREGIO Netzwerkmanagerin Bayern – Böhmen) und Verena Pfeffer (EUREGIO Förderberaterin für transnationale und interregionale EU-Programme) teil.