Um die nationalen und globalen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, muss auch lokal gehandelt werden. Doch wie steht der Landkreis Freyung-Grafenau eigentlich da im Vergleich zu anderen Regionen? Wo sind Schwachstellen und mit welchen konkreten Maßnahmen kann der Landkreis sein Nachhaltigkeitsengagement ausbauen? Mit diesen Fragen hat sich der Fachbereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit am Landratsamt Freyung-Grafenau in den vergangenen zwei Jahren intensiv auseinandergesetzt und zwei umfassende Konzepte erstellt. Unterstützt wurde das Team von einem Arbeitskreis bestehend aus 60 Personen der Bereiche Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Das Integrierte Klimaschutzkonzept und die Nachhaltigkeitsstrategie sind ab sofort auf der Homepage des Landkreises und auf Anfrage auch in gedruckter Form erhältlich.
„Die Bestandsaufnahme hat erfreulicherweise gezeigt, dass die Landkreisverwaltung bereits in der Vergangenheit viel investiert hat. Hackschnitzelheizwerke zur Versorgung der Liegenschaften oder kreiseigene Photovoltaikanlagen sind nur einige Beispiele. Gleichzeitig haben wir das Ziel, auch in Zukunft viel für die globalen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele, vor allem in der Region, zu erreichen. Wir wollen als Landkreis aktiv vorangehen und haben mit den beiden Konzepten eine wichtige Entscheidungsgrundlage geschaffen. Wir freuen uns, dass sie jeweils mit großer Mehrheit im Kreistag beschlossen wurden“, betont stellv. Landrätin Helga Weinberger.
Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie ist es die globalen Nachhaltigkeitsziele auf der kommunale Ebene anzuwenden und praxistaugliche Maßnahmen für die Region zu den jeweiligen Handlungsfeldern zu entwickeln. Das Integrierte Klimaschutzkonzept vertieft die Nachhaltigkeitsstrategie insbesondere im Bereich Energie, Ökologie und Klimaschutz und liefert durch die Energie- und Treibhausgasbilanz sowie die Potentialanalyse zur Reduzierung der Emissionen wichtige Instrumente, um die Wirksamkeit von Klimaschutzaktivitäten messbar zu machen. Beim Maßnahmenkatalog, der das Bindeglied beider Konzepte darstellt, steht die Praxistauglichkeit im Fokus. Neben dem Bereich Klimaschutz und Energie sind auch die Pfeiler Ökonomie und Soziales mitberücksichtigt.
Dass es sich um praxistaugliche Konzepte handelt, zeigt die erste Evaluation: von insgesamt 99 Maßnahmen, die bis 2030 geplant sind, befinden sich Anfang 2023 bereits 29 in Umsetzung, 23 weitere Maßnahmen waren bereits in konkreter Planung.
Auswahl an Maßnahmen:
- Bilanzierung Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen der Verwaltung und des Gesamtlandkreises (abgeschlossen)
- Potentialanalyse Photovoltaik Liegenschaftsdächer (abgeschlossen)
- Kampagne Stadtradeln (fortlaufend)
- Hitzeaktionsplan zur Vernetzung Gesundheit-Klima (fortlaufend)
- Reparaturinitiative Kunstraum Waldkirchen (fortlaufend)
- Energiemonitor: Echtzeit-Visualisierung der Regionalen Stromerzeugung und des -verbrauchs energiemonitor.bayernwerk.de/freyung-grafenau-landkreis (abgeschlossen)
- Projekt Kommunale Klimascouts: nachhaltige Adventschallenge für Mitarbeitende des Landratsamts (abgeschlossen)
- Einführung Vorschlagswesen Nachhaltigkeit: Online-Formular für nachhaltige Ideen auf Homepage (fortlaufend)
- Fairtrade-Landkreis (fortlaufend)
- Initiative Klimalandwirt (in Umsetzung)
- LED-Sanierung Dienstgebäude Königsfeld und Turnhalle Waldkirchen (in Umsetzung)
- Unterstützung Schulen bei Bewerbung als Klimaschule Bayern und Fairtrade-School (in Umsetzung)
Koordiniert wird die Maßnahmenumsetzung durch den Fachbereich Energie, Klimaschutz und Nachhaltigkeit am Landratsamt. Dieser existiert bereits seit 2017 und ist mittlerweile durch drei Personalstellen besetzt. Die Nachhaltigkeitsstrategie des Landkreises Freyung-Grafenau ist unter Federführung von Verena Holzbauer im Rahmen des Förderprojekts „Global Nachhaltige Kommune“ mit Fördermitteln der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) entstanden. Für die Erstellung und Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzepts wurde im September 2021 eine zweite, durch die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Personalstelle geschaffen, welche durch Eva Osterer besetzt ist. Im April 2022 wurde der Fachbereich durch Nina Stelzl für den Bereich kommunale Entwicklungspolitik erweitert, welche durch die SKEW gefördert wird und für die Umsetzung und Evaluation der Nachhaltigkeitsstrategie zuständig ist.