Krankenhausreform mit gravierenden Folgen für die Gesundheitsversorgung in der Region

Die niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte haben sich im Landratsamt in Freyung getroffen und über aktuelle Themen in der Gesundheitsversorgung im Landkreis diskutiert und sich ausgetauscht. Über 35
Teilnehmende waren vor Ort anwesend und über 15 nahmen digital an der Veranstaltung teil. Eingeladen dazu hatte René Kurtz als Verantwortlicher der GesundheitsregionPlus, einer Förderinitiative des Bayerischen Gesundheitsministeriums im Landkreis Freyung-Grafenau.

„Die Corona-Pandemie hatte als positiven Effekt eine noch bessere Vernetzung der niedergelassenen Ärzte zur Folge gehabt und darauf wollen wir heute aufbauen,“ begrüßte die stellvertretende Landrätin Helga Weinberger die Anwesenden. Von Vertretern der Kliniken Am Goldenen Steig gab es verschiedene Impulsvorträge zu wichtigen Schnittstellenthemen zwischen dem stationären Klinikbereich und dem ambulanten Versorgungsbereich. Hierzu referierte der Teamleiter der drei Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), Johannes Halser. Halser berichtete über die aktuellen Angebote in Freyung, Grafenau und Waldkirchen sowie angedachte Weiterentwicklungen. Für einen Überblick zum Aufbau und die Abläufe in der Zentralen Notaufnahme am Krankenhaus Freyung sorgte die Leitende Ärztin, Dr. Andrea Pfeiffer. Sie ging hierbei auf die einzelnen Schritte ein, vom Eintreffen eines Patienten bis zur Entlassung oder die weitere stationäre Behandlung. Der Chefarzt der Kardiologie, Peter Bomba, stellte im Anschluss den Teilnehmenden wichtige Aspekte bei der stationären Patientenaufnahme vor und erläuterte wesentliche Punkte, die es für planbare Aufnahmen für die niedergelassenen Ärzte zu beachten gilt, um einen reibungslosen Ablauf zu gewähren.

Der Geschäftsführer der Kliniken Am Goldenen Steig, Marcus Plaschke, ging auf die aktuell deutschlandweit diskutierte Krankenhausreform und deren Auswirkungen für den Landkreis Freyung-Grafenau ein. Nach den aktuellen Plänen der Bundesregierung würden die Krankenhäuser in drei verschiedene Levels eingestuft. In den meisten Krankenhäusern im ländlichen Raum würde nur noch eine internistische und chirurgische Basisversorgung sowie Notfallversorgung stattfinden. Für Behandlungen darüber hinaus müssten dann weite Wegstrecken in größere Krankenhäuser, z.B. nach Deggendorf oder Passau, in Kauf genommen werden.
Dies würden aber die aktuellen personellen sowie räumlichen Kapazitäten nicht zulassen und ein Ausbau der dortigen medizinischen Angebote nähme viele Jahre in Anspruch. Neben den langen Anfahrts- und Wartezeiten sind weitere Folgen zu befürchten. Nicht nur die medizinische Versorgung würde auf ein Minimum heruntergefahren, auch die pflegerische Versorgung würde leiden. Denn es wäre keine Ausbildung vor Ort mehr in den Kliniken Am Goldenen Steig möglich. Gleichzeitig würde auch eine große Anzahl an Arbeitsplätzen in der Region verloren gehen. Für Niederbayern und für alle ländlichen Räume hätte das gravierende Folgen. Die Versorgungsqualität würde massiv leiden, es gäbe erhebliche strukturelle Einschnitte, mit fatalen Folgen sowohl für Patienten als auch für Mitarbeiter.

Eine Vielzahl an Mandatsträgern stemmt sich bereits seit Bekanntwerden der Reformpläne gegen die Vorschläge aus Berlin, so auch Sebastian Gruber, Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau und Vorsitzender des Bezirksverbandes Niederbayern im Bayerischen Landkreistag, der eine grundlegende Überarbeitung des Entwurfs zur Krankenhausreform fordert.

Die an der Veranstaltung teilnehmenden niedergelassenen Ärzte diskutierten die Vorschläge des Bundes zur Krankenhausreform und deren mögliche Auswirkungen für die Region. Die aktuellen Probleme im Gesundheitswesen sehen sie dadurch eher noch verstärkt, Stichwort Fachkräftemangel und wohnortnahe Versorgung. Der Druck der Politik auf allen Ebenen, aber auch der der Ärzteschaft muss maximal hoch sein, um sich gegen die Krankenhausreform zu stemmen. Zudem ist wichtig, dass man die Bevölkerung aufklärt sowie ein öffentliches Bewusstsein für mögliche Konsequenzen schafft. Nur so kann man die aktuellen Planungen in die richtigen Bahnen lenken. Man will auch zukünftig bestmögliche Gesundheitsversorgung in der Region gewährleisten.

Der Geschäftsführer Marcus Plaschke, Chefarzt Peter Bomba, Teamleiter Facharztzentrum Johannes Halser und die Leitende Ärztin der Notfallambulanz Dr. Andrea Pfeiffer berichten über die aktuellen Themen aus den Kliniken Am Goldenen Steig sowie die Krankenhausreform.
Foto: Landratsamt Freyung-Grafenau.


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