„Grafenauer Wirtschaftsgipfel“: Politik, Wissenschaft und regionale Wirtschaft demonstrieren Geschlossenheit im Umgang mit Krisen

Unternehmer und IHK-Vizepräsident Jürgen Greipl aus Haus im Wald konnte als Initiator auch in diesem Jahr eine Vielzahl hochkarätiger Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zum traditionellen Grafenauer Wirtschaftsgipfel im Landhotel Beck in Rosenau begrüßen. Ganz oben auf der Gästeliste stand der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter. Darüber hinaus waren unter anderem Regierungspräsident Rainer Haselbeck mit Bereichsleiter für Wirtschaft, Landesplanung und Verkehr Peter Schmid, sowie dem inzwischen pensionierten, früher für Wirtschaftsförderung zuständigen Wolfgang Maier, Bundestagsabgeordneter Thomas Erndl, Landrat Sebastian Gruber, Grafenaus Bürgermeister Alexander Mayer, IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner, die Leiterin des Technologie Campus Grafenau Professorin Dr. Diane Ahrens, der ehemalige Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Helmut Brunner, der frühere Bundestagsabgeordnete Barthl Kalb, sowie zahlreiche namhafte Vertreterinnen und Vertreter aus der regionalen Wirtschaft der Einladung gefolgt.

Eduard Hable, Botschafter Niederbayerns für den Landkreis Freyung-Grafenau und Geschäftsführer der früheren Knauf AMF GmbH & Co. KG (a. D.), der vor fast 30 Jahren Ideengeber für das Format war, musste sich leider aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen. Aus terminlichen Gründen konnten Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Ebner nicht dabei sein.

Jürgen Greipl, der die herausragend besetzte Runde moderierte, skizzierte zum Einstieg in den Abend die Herausforderungen, denen sich Wirtschaft und Gesellschaft in der Region, aber auch im gesamten Freistaat stellen müssen. Das Bild, das Jürgen Greipl dabei zeichnete, war geprägt von den akuten Wirkungen unterschiedlichster globaler Krisen, die aus seiner Sicht auch die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft im Landkreis Freyung-Grafenau deutlich beeinflussen: Anhaltend hohe Energiepreise, der Ukraine-Krieg, der Wahlausgang in den Vereinigten Staaten von Amerika oder auch die aktuellen Entwicklungen in China waren unter anderem die Themen, die Jürgen Greipl aufgriff: „Darüber hinaus ist ein Trend auszumachen, der unsere Wirtschaft immer mehr in Schieflage bringt. Das Streben nach immer niedrigerer Wochenarbeitszeit. Eine kürzere Arbeitswoche und ein stärkerer Lebensfokus scheinen vermehrt im Vordergrund zu stehen.

Darin sehe ich ein Problem: Der Mangel an Arbeitskräften ist bereits spürbar und könnte sich mit dem Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben insbesondere hinsichtlich der Rentenfinanzierung verschärfen. Insgesamt sind wir als Gesellschaft wohl zu satt“, schloss Greipl.
Bauminister Christian Bernreiter wagte einen „Ritt“ durch die breiten Themen, die sein Ressort betreffen. Gleichzeitig spannte er aber auch den Bogen hin zur gesamtpolitischen Großwetterlage in Bund und Land. Wichtig sei es, so Bernreiter, die Fehler, die in den zurückliegenden rund drei Jahren durch die „Ampel“ begangen wurden, nach den Wahlen umfassend zu berichtigen und das Schiff „Deutschland“ wieder auf Kurs zu bringen. Das erfordere Geduld, massive Anstrengungen und vor allem auch Zusammenhalt: „Die Neuwahlen zum Deutschen Bundestag im Februar bieten die Chance auf einen grundlegenden gesamtpolitischen Neuanfang. Nur mit einer echten Wirtschaftswende ist ein Umschwung möglich. Entscheidende Punkte für eine Wirtschaftswende sind eine Senkung der Arbeitskosten, die Verfügbarkeit bezahlbarer Energie, eine Senkung der Unternehmenssteuern, ein echtes Angreifen der Entbürokratisierung, sowie ein gesellschaftlicher Konsens, was Fleiß und Leistungsbereitschaft anbelangt.“

Bundestagsabgeordneter Thomas Erndl ging in seiner Rede auf die zu erwartenden Auswirkungen der Wahlen in den Vereinigten Staaten ein. Amerika habe schon in den vergangenen Jahren mit dem Inflation Reduction Act von Joe Biden massiv an der Subventionsschraube gedreht und im Verbund mit niedrigeren Lohn- und auch Energiekosten für günstigere Rahmenbedingungen gesorgt. Das sei kein reines „Trump-Phänomen“. Auch eine Kamala Harris wäre wohl nicht anders vorgegangen. So müsse Deutschland in vielerlei Hinsicht mit veränderten Rahmenbedingungen zurechtkommen: „Das betrifft auch die Sicherheit in Europa. Wir können und dürfen nicht erwarten, dass 335 Millionen Amerikaner die Sicherheit von 450 Millionen Europäern finanzieren. Bei den Diskussionen bringen die US-Amerikaner auch vor, dass sie im Schnitt 39 Stunden pro Woche arbeiten und 12 Tage Urlaub haben. Deutschland hat eine Wochenarbeitsleistung von im Schnitt 34 Stunden und 30 Tage Urlaub. Da kann man schlecht argumentieren, dass man nicht genug Mittel für Verteidigung erwirtschaftet. Da wird noch einiges auf uns zukommen. Deshalb brauchen wir nach der Wahl im Februar eine schnelle Regierungsbildung, damit man auch für die Diskussion mit der neuen US-Regierung handlungsfähig ist.“

Am Ende war es ein sehr gelungener Abend, an dem noch ausgiebig diskutiert wurde. In lockerer Runde blieb in der Veranstaltung kaum ein Thema unbesprochen: „Unsere jährliche Zusammenkunft Anfang Dezember ist inzwischen ein echter Leuchtturm für ganz Niederbayern“, so Initiator Jürgen Greipl. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben bereits am Ende des Abends ihre Zusage erteilt, auch im kommenden Jahr in Grafenau dabei zu sein.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Grafenauer Wirtschaftsgipfel mit Organisator Jürgen Greipl (vorn, 4. von links) und Staatsminister Christian Bernreiter (vorn, 5. von links)

Staatsminister Bernreiter zeigte in seiner Rede Lösungsansätze für die wichtigsten aktuellen Herausforderungen der regionalen Wirtschaft auf.

Bundestagsabgeordneter Thomas Erndl sprach über Risiken und Chancen im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika.
(Fotos: Landratsamt Freyung-Grafenau)


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