Das Landratsamt Freyung-Grafenau hat sich in den vergangenen Wochen auf die künftige Bearbeitung weiterer Fälle von SARS-CoV-2 Infektionen im Landkreis gut vorbereitet. Vielfältige Vorkehrungen wurden getroffen, um die Pandemie einzudämmen, medizinisch-pflegerische Einrichtungen zu beraten und zu schützen, Kontaktpersonen nachzuverfolgen sowie Betroffene bestmöglich betreuen zu können.
Das durch Ministerpräsident Söder bereits angekündigte zusätzliche Personal für die bayerischen Gesundheitsämter steht mittlerweile vor Ort zur Verfügung und ist in den sogenannten Contact-Tracing- Teams, kurz CTTs, organisiert. Die Contact-Tracing-Teams sollen die Fachkräfte der Gesundheitsämter bei der Ermittlung, Nachverfolgung und Überwachung von SARS-CoV-2-positiv getesteten Personen bzw. leichten COVID-19-Fällen und deren engen Kontaktpersonen unterstützen. Pro 20.000 Einwohner soll ein CTT, bestehend aus je 5 Mitgliedern gebildet werden. Dafür wurden Beamtenanwärter aus den umliegenden Behörden abgefragt und zur Unterstützung an die Gesundheitsämter entsandt.
Im Gesundheitsamt Freyung-Grafenau sind aktuell 15 zusätzliche Anwärter im Einsatz, deren eigentliche Dienstherren das Finanzamt Grafenau, das Oberlandesgericht München, die TU München und das Landesamt für Finanzen Regensburg sind. Zudem wurde dem Gesundheitsamt in diesem Zug auch ein Polizeibeamter der Polizeiinspektion Freyung zugewiesen, der bei Bedarf unterstützend tätig werden kann.
Zur Verstärkung der Gesundheitsämter hat das Bundesverwaltungsamt im Auftrag des Robert-Koch-Instituts auch Stellen sogenannter Containment Scouts ausgeschrieben, die einen ähnlichen Aufgabenbereich wie die CTTs abdecken sollen. Auch hier wurde dem Landkreis Freyung-Grafenau eine zusätzliche Kraft zugewiesen, die das Gesundheitsamt für voraussichtlich sechs Monate verstärkt.
Zur Unterstützung von Frau Dr. Sonja Kandlbinder, Amtsärztin und Leitung der Abteilung 7 Gesundheitswesen, wurde Frau Verena Holzbauer, die bei normalem Dienstbetrieb als Klimaschutzmanagerin des Landkreises tätig ist, vorübergehend als Verwaltungsleiterin der Abteilung 7 Gesundheitswesen bestellt. So wird die verantwortliche Amtsärztin von administrativen Aufgaben entlastet und kann sich verstärkt den aktuellen medizinischen Herausforderungen der Pandemiebekämpfung im Landkreis widmen.
Auch weitere zusätzliche Ärzte verstärken mittlerweile das Gesundheitsamt Freyung-Grafenau:
In Teilzeit wurde von der Regierung von Niederbayern ein Arzt angestellt, welcher primär die Routine-Aufgaben eines Gesundheitsamtes wie z. B. das Gutachtenwesen erledigt. Diese Anstellung war bereits vor der Corona-Krise geplant. Zudem wurde das Team der Abteilung 7 um zwei pensionierten Ärzte durch den Landkreis aufgestockt. Die beiden erfahrenen, sehr verdienten Ärzte waren über Jahre hinweg Stützen bei den Landkreis-Kliniken. Einer betreut federführend Covid-19-Fälle in Zusammenhang mit den Kliniken im Landkreis, der andere ist gemeinsam mit der Heimaufsicht zuständig für Infektionen in Pflegeeinrichtungen.
Des Weiteren wird das Gesundheitsamt durch abgeordnetes Personal verschiedenster Stellen unterstützt. Hierunter befinden sich Lehrkräfte, Mitarbeiter des Nationalparks Bayerischer Wald und ein Mitarbeiter des Amts für Breitband, Digitalisierung und Vermessung. Außerdem stellen die Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH Personal für das Gesundheitsamt zur Verfügung. Diese Mitarbeiter - größtenteils Arzthelferinnen - decken den Bereich der Gesundheitsabfragen von Infizierten sowie Kontaktpersonen ab, wobei deren medizinischer Hintergrund von großem Vorteil ist. Darüber hinaus werden auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Kernverwaltung des Landratsamtes vorübergehend im Gesundheitsamt eingesetzt.
Landrat Sebastian Gruber betont: "Alle derzeit in meinem Verantwortungsbereich eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten in der Krisenbewältigung Herausragendes, viele davon an der Belastungsgrenze. Ich möchte allen Hauptamtlichen, aber auch den unzähligen Ehrenamtlichen sehr herzlich für das wichtige Engagement danken.“
Die Corona-Krise bringt eine Vielzahl neuer Aufgaben mit sich. So wurden etwa bis dato rund 700 Kontaktpersonen von SARS-CoV-2-Infizierten durch das Gesundheitsamt Freyung-Grafenau ermittelt und jeder davon einzeln befragt und dokumentiert. Positiv Getestete und deren enge Kontaktpersonen werden über die Dauer der mindestens 14-tägigen häuslichen Quarantäne fast täglich durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamts kontaktiert, um beispielsweise Veränderungen von Symptomen zu besprechen und bei Bedarf weitere Maßnahmen einleiten zu können. Dafür sind im Gesundheitsamt derzeit insgesamt 55 Personen (entspricht 43 Vollzeitstellen) tätig. Die zusätzlichen Kräfte ermöglichen eine Entlastung der Stammbelegschaft, die bereits seit vielen Wochen sieben Tage die Woche und im Zwei-Schicht-Betrieb arbeitet.
Um bei der nun größeren Anzahl von Mitarbeitern auch die notwendigen Büroarbeitsplätze einrichten und dabei die notwendigen Abstände zum Infektionsschutz gewährleisten zu können, mussten räumliche Ausweichmöglichkeiten geschaffen werden. Da im Gebäude des ehemaligen Krankenhauses Waldkirchen alle freien Räumlichkeiten im Umbau für neue Praxen sind, geriet das nebenstehende ehemalige Förderschulgebäude in den Fokus der Überlegungen. Dieses war bis zuletzt vom Kreis-Caritas-Verband für die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen genutzt. Nun wurden hier zehn weitere Arbeitsplätze für das Personal des Gesundheitsamtes geschaffen, welche modular erweiterbar sind.
Landrat Sebastian Gruber bedankt sich in diesem Zusammenhang bei der Bayerischen Staatsregierung für die rasche und unbürokratische Zuweisung von staatlichem Personal. Gerade die Regierung von Niederbayern ist bei der Zuweisung von Personal - aber auch bei vielen anderen Fragen - ein wichtiger und zuverlässiger Partner. Gruber betont: "Nur wenn wir jetzt die notwendigen organisatorischen und personellen Vorkehrungen treffen, werden wir die Corona-Pandemie auch mittelfristig erfolgreich eindämmen können. Langfristig muss aber eine generelle personelle Verstärkung der bayerischen Gesundheitsämter angestrebt werden.“