„Die Familien freuen sich, wenn ich komme. Die Kinder lachen mich an, wenn sie mich sehen. Die Eltern sind einfach dankbar für jede Hilfe und auch ich freue mich auf jeden Tag, auf jedes Kind, das einem richtig ans Herz wächst.“ Simone, erfahrene und langjährige Familienpatin aus Freyung, war schon in vielen, mitunter auch kinderreichen Familien tätig, und hat dabei viel Schönes erlebt. Sie pflegt heute noch nach Jahren Kontakt zu den Patenfamilien. Seit mehreren Jahren sind im Landkreis ehrenamtliche Familienpatinnen und -paten im Einsatz, organisiert durch die Koordinierende Kinderschutzstelle (KoKi) am Landratsamt Freyung-Grafenau. Die zuständigen Mitarbeiterinnen Katrin Schätzl und Elisabeth Hullard-Pulstinger erhalten viele solcher positiven Rückmeldungen sowohl von den Patinnen und Paten, aber auch aus den betreuten Familien. Um das Projekt fortführen und noch ausbauen zu können, sind sie derzeit wieder auf der Suche nach neuen Familienpatinnen und -paten.
„Eine solche Tätigkeit erfordert die Bereitschaft, sich auf eine zunächst noch fremde Familie einzulassen, sich für sie Zeit zu nehmen, zuzuhören oder einfach nur mit den Kindern zu spielen“, erklärt Elisabeth Hullard-Pulstinger. „Meistens haben die Kinder wie Eltern nach 1-2 Terminen bereits eine vertrauensvolle Beziehung zur Patin aufgebaut, sodass die Unterstützung sehr schnell spürbar werden kann.“ Und ihre Kollegin ergänzt: „Familienpatinnen und -paten zeichnen sich durch ihr großes Herz für Kinder, ihre Unvoreingenommenheit und durch eine fröhliche, ermutigende Art aus.
“Um Menschen, die sich für das Ehrenamt interessieren, ein bisschen Einblick zu geben, haben sie aktuell tätige Patinnen gefragt, was sie motiviert hat, dieses Ehrenamt zu übernehmen. Welche Beweggründe waren ausschlaggebend? Welche Herausforderungen birgt ein solches Ehrenamt?
„Ich wollte vor allem Familien oder alleinerziehenden Müttern mit Rat und Tat zur Seite stehen“, sagt die erfahrene Familienpatin Ingeborg. Sie ist seit 2012 Lesepatin an der Grundschule Waldkirchen und wurde 2013 durch einen Flyer auf die Möglichkeit zur Familienpatenschaft aufmerksam. „Hilfe zur Selbsthilfe geben“, möchte sie und „den Familien in Krisenzeiten etwas Zeit schenken.“ Familienpatin Barbara fühlt sich selbst sehr gut eingebettet in ein familiäres Netzwerk und hatte bemerkt,dass dies vielen Familien fehlt. „Warum also Geld für entfernte Projekte spenden, wenn man mit ein bisschen Zeit oft viel, viel mehr schen-ken kann und auch genau weiß, bei wem die „Spende“ –in Form der Hilfe– ankommt, nämlich bei Familien und Kindern in unserer Region“, meint die 33-jährige Frau. Die Termine, an denen sie eine fünfköpfige Familie im Landkreis als Familienpatin aufsucht, teilt sie relativ spontan ein. „Die Patenschaft lässt sich flexibel gestalten, irgendwo,irgendwann findet sich immer mal eine Lücke im Terminkalender und das obwohl ich selbst Vollzeit arbeite. Es funktioniert.“
Zu den Aufgaben der Patinnen und Paten zähltüberwiegend die Kinderbetreuung in der Familie. Manchmal geht es aber einfach auch nur darum „für ein Gespräch mit der Mutter da zu sein“, erklärt Simone, oder „dass man bei Ausflügen am Nachmittag dabei ist und unterstützt.“ Mit Kindern spielen, singen, spazieren gehen oder bei Arztbesuchen der Mutter auf die Kinder aufpassen, all das kann dazugehören. „Da ich selber kreativ bin, ist meine Hauptaufgabe das Basteln mit den Kindern jeglicher Altersgruppen. Eine Oma hat auch schon mit gebastelt“, erzählt Ingeborg vergnügt. Alle drei Patinnen berichten von der großen Dankbarkeit, die sie zurückbekommen und auch davon, dass sie das Gefühl hatten, dass ihre Zeit sehr sinnvoll eingesetzt war. Als „Begegnung auf Augenhöhe“, erlebt die 33-jährige Barbara ihre Zeit in der Patenfamilie, als Auszeit vom Leistungsdruck. „Ich als Patin muss in der Familie nichts „schaffen“, sondern einfach Zeit haben, Zeit geben, zuhören und da sein. Das alleine bewegt so Vieles.
“„Die Veränderungen der letzten Monate habenEltern immens viel Energie und Organisationstalent abverlangt. Kinder, die nicht in Schule oder Kindergarten durften oder dürfen, mussten zuhause betreut, beschäftigt und bestmöglich versorgt werden“, erklärt Elisabeth Hullard-Pulstinger. „Viele Eltern müssen jedoch wieder arbeiten und parallel den Alltag passend organisieren“, fährt ihre Kollegin fort. „Dies stellt sie vor Herausforderungen, die sie mit ein wenig Unterstützung von einer/m ehrenamtlichen Familienpatin/en zumindest spürbar leichter bewerkstelligen könnten.“
„Für unser Projekt „Familienpatenschaft“ im Landkreis Freyung-Grafenau suchen wir deshalb Menschen aller Altersgruppen, die über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten regelmäßig einmal wöchentlich für 2-3 Stunden eine junge Familie unterstützen“, erklären Schätzl und Hullard-Pulstinger. Familienpatinnen und -paten sind mehrmals im Jahr auch dazu eingeladen, sich in interessanten Vorträgen, Workshops oder Seminaren kostenfrei fortzubilden und stehen im Rahmen ihrer Tätigkeit stets in Kontakt mit den Koordinatorinnen im Amt für Kinder und Familie. Um das vergleichsweise aufwendigeEngagement zu honorieren, gibt es außerdem seit kurzem einen kleinen Anerkennungsbetragvon Seiten des Landkreises.
Wer Interesse hat oder sich näher über die Tätigkeit als Familienpatin/ Familienpate informieren will, kann sich mit den Pädagoginnen der Koordinierenden Kinderschutzstelle –kurz KoKi –für nähere Auskünfte in Verbindung setzen. Zu erreichen sind sie unter der Telefonnummer 08551-57-151 oder unter koki@landkreis-frg.de.