Ob es um Berufskleidung geht, Stofftaschen, Handtücher oder andere Textilien auch für Kommunen und Betriebe ist es wichtig hier nachhaltig zu wirtschaften. Damit sich die Verantwortlichen in den jeweiligen Einrichtungen schneller einen Überblick etwa über die Vielzahl der Siegel verschaffen können, haben die Landkreise Freyung-Grafenau, Regen und Passau eine gemeinsame Schulung zur nachhaltigen Beschaffung von Textilien organisiert – mit Unterstützung der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW). Die Teilnehmenden an der Veranstaltung in Schweiklberg (Vilshofen) erfuhren dabei unter anderem, dass etwa Gütesiegel wie das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard), „Fairtrade-Cotton“ und der „Grüne Knopf“ im Textilbereich in Bezug auf Strenge der öko-sozialen Kriterien und Glaubwürdigkeit als besonders verlässlich gelten.
Gleich zu Beginn der Fortbildung zur fairen Beschaffung von Textilien in Schweiklberg (Vilshofen) erinnerte der stellvertretende Landrat im Landkreis Passau, Klaus Jeggle, an den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch vor fast 10 Jahren. Dieses Unglück im Jahr 2013 forderte das Leben von mehr als 1.100 Menschen und legte dadurch die vielen Missstände in der Textilindustrie mit aller Deutlichkeit offen. Herr Jeggle hob daher die Wichtigkeit dieser Fortbildung hervor und lobte die Zusammenarbeit zwischen den Koordinationsstellen für kommunale Entwicklungspolitik der drei Landkreisen Regen, Passau und Freyung-Grafenau, die die Veranstaltung gemeinsam organisiert hatten.
Unterstützung bekamen die drei Koordinatorinnen Nina Stelzl (Landkreis Freyung-Grafenau), Gudrun Reckerziegel (Landkreis Regen) und Sabrina Hoffmann (Landkreis Passau) von der Expertin Iris Degen und der SKEW. Frau Degen betonte im Anschluss an Herrn Jeggle, dass auch weiterhin Unglücke passieren und Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette von Textilien bestehen: „Es gibt aber auch glaubhafte Gütezeichen, die an unterschiedlichen Stellen der Textillieferkette eine faire und nachhaltige Produktion sicherstellen“. Dies kann zum Beispiel die Einhaltung von Umweltkriterien, aber auch die Gewährleistung von existenzsichernden Löhnen, Verbot von Kinderarbeit oder die Einhaltung von Arbeitszeiten betreffen.
Den teilnehmenden Personen aus Kommunalverwaltungen, öffentlichen Einrichtungen und der Wirtschaft wurden in der Schulung nicht nur Informationen und hilfreiche Tipps mit auf den Weg gegeben. Ihnen wurde auch Mut gemacht, das Thema „faire Beschaffung“ in ihrer Arbeit aktiv umzusetzen. Neben der Mitverantwortung, die Gegenwart und Zukunft nachhaltig zu gestalten, so die Botschaft, verfügten Verwaltungen und öffentliche Einrichtungen über eine große Hebelwirkung im Bereich der Beschaffung: So würden sich die von der öffentlichen Hand beschafften Mengen pro Jahr im Gegenwert zwischen 350 bis 500 Milliarden Euro bewegen.
Die Koordinatorinnen wollen auch weiterhin die Kommunen in den drei Landkreisen dazu ermutigen, bei Fragen zur nachhaltigen Beschaffung auf sie oder die SKEW zuzukommen: „Bei dieser Aufgabe können wir uns gemeinsam unterstützen, voneinander lernen und auch von den vielen Angeboten der SKEW in diesem Bereich profitieren“, so die Koordinatorinnen.