Erstmals in diesem Jahr kam der Steuerkreis der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Landkreis Freyung-Grafenau zusammen. Der Steuerkreis setzt sich aus regionalen Akteuren mit unterschiedlichem fachlichen Background zusammen und ist das nach LEADER vorgeschriebene Organ zur Durchführung eines ordnungsgemäßen Projektauswahlverfahrens. In dieser Sitzung wurden eine Förderung für die Ausstattung des Bürgerhauses in Zenting sowie für das touristische und freizeitorientierte Radwegekonzept für den Landkreis Freyung-Grafenau beschlossen. Weitere Förderanträge können noch voraussichtlich bis Mitte 2022 eingereicht werden.
Nach der Begrüßung durch die LAG-Vorsitzende Renate Cerny berichtete LAG-Geschäftsführer Tobias Niedermeier über den aktuellen Umsetzungsstand der Lokalen Entwicklungsstrategie (LES): „Alle vom LAG-Steuerkreis für eine Förderung zugelassenen Projekte wurden zum Antrag gebracht, sind bereits bewilligt und befinden sich in der Umsetzung oder sind bereits abgeschlossen. Insgesamt wurden in der aktuellen Förderperiode bisher knapp 1,8 Millionen Euro an Fördermitteln für Einzel- und Kooperationsprojekte bewilligt. Pandemiebedingt war die Nachfrage nach LEADER-Fördermitteln allerdings in den letzten Monaten recht gering.“ Niedermeier zeigte sich dennoch zuversichtlich: „In den letzten Wochen merkt man wieder ein deutlich gesteigertes Interesse der regionalen Akteure, Projekte auf den Weg zu bringen und hierfür eine LEADER-Förderung in Anspruch zu nehmen.“ Da die aktuelle Förderperiode bis Ende 2022 verlängert worden ist, haben Antragsteller bei nachhaltigen und innovativen Projektideen voraussichtlich noch bis Mitte 2022 die Möglichkeit, einen Antrag auf LEADER-Förderung zu stellen. Seitens des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) wird ein nahtloser Übergang zwischen den Förderperioden angestrebt, sodass dann idealerweise ab 2023 bereits LEADER-Anträge in der neuen Förderperiode gestellt werden können.
Bevor mit den Projektvorstellungen begonnen wurde, informierte Niedermeier das Entscheidungsgremium darüber, dass die LAGn in Bayern seit 01.01.2021 über kein eigenes Förderbudget mehr verfügen und es deshalb notwendig ist, dass die Förderbeschlüsse unter Vorbehalt erfolgen. Die Beschlüsse gelten somit vorbehaltlich der Verfügbarkeit und Zuteilung weiterer LEADER-Fördermittel durch das StMELF.
Dirk Rohowski, 1. Bürgermeister der Gemeinde Zenting, informierte über den aktuellen Stand zum geplanten Bürgerhaus Zenting und ging insbesondere auf die über LEADER zu fördernde Ausstattung ein.
Die Gemeinde will im Ortskern leerstehende Gebäude wiederbeleben und öffentliche Nutzungen installieren. Es sollen soziale, kulturelle und generationsübergreifende Angebote entstehen und so ein neuer Treffpunkt und Mittelpunkt der Gemeinde Zenting geschaffen werden. Das neu entstehende Bürgerhaus soll unter anderem einen Bürgersaal, ein Gasthaus im Sinne einer sogenannten „Flaschenschänke“ mit Küche und Cateringbereich, Museumsräume sowie eine Bücherei beheimaten. Über LEADER soll die Ausstattung aller Räumlichkeiten mit Gesamtkosten von knapp 214.000 Euro gefördert werden. Das Vorhaben wurde vom Gremium ausdrücklich begrüßt, insbesondere die Integration bestehender Bausubstanz, die Aufwertung des Zentrums und die Schaffung eines zentralen „Treffpunkts“ wurden positiv gesehen. Es wurde einstimmig eine LEADER-Förderung in Höhe von bis zu 108.000 Euro beschlossen.
Anschließend stellte FRG-Tourismusreferent Bernhard Hain das geplante touristische und freizeitorientierte Radwegekonzept für den Landkreis Freyung-Grafenau vor. Er ging unter anderem darauf ein, dass vor allem durch den rasanten Bedeutungsgewinn des E-Bikes die Mittelgebirge zunehmend in den Fokus einer breiten Masse an Radlern rücken, was unter anderem auch durch eine steigende Nachfrage nach „Radangeboten“ in der Region festzustellen ist. Allerdings ist das Angebot für Radfahrer im Landkreis Freyung-Grafenau bisher überschaubar und kann die Bedürfnisse der anspruchsvoller und größer werdenden Zielgruppen kaum befriedigen. „Mit der Erstellung des umfassenden Radwegekonzepts wird das Ziel verfolgt, das vorhandene Potenzial in Wert zu setzen. Das Konzept soll eine umfassende Bestandsanalyse inklusive Erhebung aller Radlertypen und Zielgruppen sowie eine Potenzialanalyse beinhalten. Hieraus sollen Handlungsempfehlungen für eine Maßnahmenplanung und Angebotsentwicklung (inklusive Beschilderungskonzept) abgeleitet werden. Die Umsetzung des Konzepts ist nicht Gegenstand des Projekts“, so Hain weiter.
Auch dieses Projekt erhielt Zustimmung seitens des LAG-Steuerkreises. Die Initiative des Landkreises, das Radangebot aufwerten zu wollen, wird ausdrückglich begrüßt. Das Gremium empfiehlt die Einbindung radaffiner Akteure und eine enge Abstimmung mit den Nachbarregionen. Des Weiteren wurde appelliert, auch die sogenannten „Alltagsradverkehre“ nicht außer Acht zu lassen und bei den Planungen zu berücksichtigen. Der Beschluss, dieses Projekt mit bis zu 100.800 Euro aus LEADER-Mitteln zu fördern, fiel ebenfalls einstimmig.
Über die Pläne, in der Gemeinde Ringelai einen Bikepark zu errichten, berichtete die 1. Bürgermeisterin Dr. Carolin Pecho. Ziel ist es, vor allem für Kinder und Jugendliche, ein attraktives Angebot zu schaffen. Da sowohl die Standortfindung als auch die Finanzierung noch nicht abschließend geklärt sind, konnte noch kein Förder-Beschluss gefasst werden. Dennoch wurden seitens des Gremiums positive Signale gegeben, dass auch für dieses Projekt eine LEADER-Förderung beschlossen wird, insbesondere, weil es einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen leistet.
Niedermeier berichtete, dass noch ausreichend Mittel im Projekt „Unterstützung Bürgerengagement“ zur Verfügung stehen. „Hier können kleine Maßnahmen gefördert werden, die das bürgerschaftliche Engagement stärken und mindestens einem Entwicklungsziel der Lokalen Entwicklungsstrategie dienen. Vereine, Organisationen und lose Zusammenschlüsse haben somit weiterhin die Möglichkeit, den Vorgaben entsprechende Einzelmaßnahmen mit einem Fördersatz von 70 % der nachgewiesenen Kosten (ohne MwSt.) und einer maximalen Zuwendung von 1.750 Euro fördern zu lassen.
Abschließend wurde noch kurz über die zeitnah geplanten LEADER-Projekte gesprochen. Unter anderem soll die Ausstattung der in Eppenschlag geplanten Bauernmarkthalle gefördert werden.