Der Wald muss sich verändern

Waldbaugenossenschaft Steinberg informiert im „Frauengespräch“ über den Wald der Zukunft

In der Waldabteilung „Holzfreyunger Wald“ der Waldbaugenossenschaft Steinberg (WGS) luden die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes Freyung-Grafenau, Gertraud Seidl , und die Kreisrätinnen interessierte Bürger im Rahmen ihrer „Frauengespräche“ zu einem Waldbegang ein, bei dem über die Gefahren des Klimawandels informiert und der „Zukunftswald“ vorgestellt wurde.

Als stellvertretende Landrätin begrüßte Renate Cerny die interessierten Zuhörer und lud zu einer kurzen Vorstellungsrunde ein. Begrüßt wurde auch Rita Hagl-Kehl, MdB und Staatssekretärin im Kabinett Merkel, die bei der Diskussion wertvolle fachliche Einblicke aus Bundessicht einbringen konnte.

Erkennbar war bei den beteiligten Waldbesitzern und Betriebsleitern der Wunsch, fachliche Anregungen für die von Klima und Schadorganismen gebeutelten Wälder mit nach Hause nehmen zu können.

Als Einstieg referierte der Bereichsleiter Forst Dr.Stefan Schaffner vom AELF Regen über den Stand der Forschung und die Dramatik des Klimawandels: „Der Klimawandel ist bei uns angekommen, die derzeitigen Jahresdurchschnittstemperaturen bezogen auf den Referenzzeitraum – 1970-2000 – sind um zwei bis drei Grad erhöht.“ Das „atmosphärische Geschehen“ sei explosiver geworden, es gebe mehr Gewitter mit kleinräumigen Starkregenereignissen, bei denen Trockenheit und extremer Regen wie letztes Jahr in Mauth (Höchstwert deutschlandweit) in geringem Abstand vorkommen können. „Was fehlt, ist der wohltätige Landregen früherer Jahre“, sagte Schaffner.

Das Kreistagsmitglied Erwin Pauli leitet seit seiner Pensionierung als ehemaliger Förster im gleichen Revier den 290 Hektar großen Forstbetrieb der WGS. Der renommierte, geschichtsträchtige und von dem bekannten Forstoberrat Gampert als Vorläufer der Waldbesitzervereinigungen geltende Genossenschaftswald wurde im Jahr 1900 gegründet.Beginnend mit 10 Hektar konnte er durch geschickte Ankaufpolitik seinen Bestand auf die jetzige Größe ausdehnen.

Der Sturm „Kolle“ hinterließ im August 2017 rund 25 000 Festmeter Schadholz und eine Vielzahl von Schadflächen aller Schadensgrade, insgesamt rund 130 Hektar. Eine schnelle und großzügige Förderung des Staates, ausgezahlt von der Bayerischen Forstverwaltung, sollte Eigentumsverwerfungen durch Geldnot und eine drohende Verkaufswelle verhindern. Mit ihrer Hilfe konnten die Bestände erschlossen und das Schadholz rasch aufgearbeitet werden.

Auf der Exkursionskahlfläche soll nun ein „Zukunftswald“ gepflanzt werden, der für künftige Ereignisse gewappnet ist: ein „weiter so“ mit der Fichte könne es nicht geben, betonte Pauli. In Abhängigkeit von den Standortbedingungen wurden drei Blöcke mit Bergahorn und Buche, Roterle, Stieleiche und Hainbuche bepflanzt.

Sehr gefragt und notwendig sei die Rolle der privaten Jägerschaft als verlässlicher Partner, da die meisten Flächen nicht abgezäunt werden können, erklärte anschließend Sandra Prent. Die Windwurfkahlflächen müssten konsequent bejagt werden, nicht ganz unähnlich den Schutzwaldflächen im Hochgebirge.

Als Höhepunkt und Abschluss der informativen Veranstaltung wurde gemeinsam eine Flatterulme – der „Baum des Jahres“ 2019 – gepflanzt, um darauf hinzuweisen, dass es neben den „Allerweltsbaumarten“ Fichte und Buche ein weitaus größeres Spektrum an Baumarten gibt, das man ausnutzen sollte. Der neue im Wald geltende Leitspruch, vorgetragen von Erwin Pauli, lautet: „Wer streut, rutscht nicht.“

Am Ende dankte Gertraud Seidl als Gleichstellungsbeauftragte und Hauptorganisatorin allen Vortragenden und Beteiligten für den gelungenen Waldbegang im „Zukunftswald“.

Beim Pflanzen einer Flatterulme auf einer Kahlfläche: (v.r.) Sandra Prent, MdB Rita Hagl-Kehl, Erwin Pauli, und Renate Cerny (l.) setzten
den „Baum des Jahres“ 2019 ein.


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