Caritas übernimmt Insolvenzberatung für Privatpersonen im Landkreis

Landkreis und Caritas stellten gemeinsam Projekt vor

Seit Anfang diesen Jahres müssen Landkreise und kreisfreie Gemeinden die Insolvenzberatung für Privatpersonen auf ihrem Gebiet gewährleisten. Im Landkreis Freyung-Grafenau übernimmt der Kreis-Caritasverband Freyung-Grafenau e. V. die Aufgabe der Insolvenzberatung für Privatpersonen. Bei einem gemeinsamen Termin stellten die Verantwortlichen von Landkreis und Kreis-Caritas das Angebot nun noch einmal vor.

Bisher war die Schuldnerberatung eine kommunale Aufgabe, die Insolvenzberatung eine staatliche Aufgabe. Zum 1.1.2019 hat der Freistaat Bayern per Gesetz (Änderung Art. 113 im AGSG) die Insolvenzberatung auf die kreisfreien Städte und die Landkreise delegiert, wobei die Kosten weiter vom Freistaat getragen werden. Damit werden die Insolvenz- und Schuldnerberatung zusammengelegt und an einer Stelle gebündelt. Im Dezember 2018 hat der Kreistag daraufhin beschossen, dass diese Aufgabe im Landkreis dem Kreis-Caritasverband Freyung-Grafenau übertragen wird. Manfred Kellhammer von der Sozialverwaltung am Landratsamt Freyung-Grafenau hatte – nach Rücksprache mit Landrat Sebastian Gruber – die Gespräche mit der Caritas zwecks Übernahme dieser Aufgabe aufgenommen. „Für uns war von Anfang an klar, dass es am sinnvollsten wäre Schuldner- und Insolvenzberatung zusammenzulegen. Und da der Kreis-Caritasverband seit nunmehr fast 30 Jahren bereits die Schuldnerberatung im Landkreis anbietet, war das unser logischer Ansprechpartner“, so Kellhammer. Für die Insolvenzberatung stellt der Freistaat Bayern dem Landkreis einen Pauschalbetrag zur Verfügung, den dieser an den Kreis-Caritasverband weiterreicht.

Nicht jede Schuldnerberatung führe automatisch zur Insolvenzberatung, betonte Josef Bauer, geschäftsführender Vorstand des Kreis-Caritasverbandes Freyung-Grafenau. Und gerade in der Insolvenzberatung sei eine Menge Detailarbeit nötig. Die neuen Aufgaben hätten also einiges an Vorbereitung mit sich gebracht: „Der Kreis-Caritasverband hat enorm umstrukturiert. Es wurde etwa eine zusätzliche Verwaltungskraft angestellt und ein Vertrag mit einem Rechtsanwalt geschlossen, um die  Rechtsberatung zu gewährleisten.“

Denn der Bedarf an Unterstützung im Bereich der Privatinsolvenz ist steigend – durch das Internet hat die Überschuldungsproblematik merklich zugenommen, berichtete Josef Kreipl von der Sozial- und Schuldnerberatung der Caritas. Durch Online-Spielsucht, ratenfinanzierbare Käufe oder Internetkäufe ohne ausreichende Bonitätsprüfung ist die Gefahr einer Privatverschuldung enorm angestiegen. „Viele Bürger leben mit ihren Ausgaben am finanziellen Limit. Unvorhergesehene Ereignisse wie Krankheiten, Arbeitslosigkeit oder Scheidung und die damit verbundenen Verdiensteinbußen stellen ein enormes Risiko für Überschuldung dar“, so Kreipl weiter.

Aber wie sieht die Arbeit der Schuldner- und Insolvenzberatung konkret aus? „Zunächst wird eine Gläubigerliste erstellt, also eine Aufzählung aller Personen oder Firmen, bei denen die verschuldete Person zum Zeitpunkt des Antrags ausstehende Forderung zu begleichen hat“, so Kreipl. Basierend auf dieser Liste ergebe sich dann  ein Schuldenbereinigungsplan mit dem Ziel einer außergerichtlichen Einigung. Häufig können die Schuldner nur einen sogenannten „flexiblen Nullplan“ anbieten, da kein pfändbares Einkommen und kein Vermögen vorhanden sind. Sobald aber nur ein einzelner Gläubiger mit diesem Vorschlag nicht einverstanden ist, gelte der außergerichtliche Einigungsversuch als gescheitert.

„Wenn eine Einigung nicht gelingt muss ein umfangreicher Antrag beim Insolvenzgericht in Passau gestellt werden. Die Richter könnten die Gläubiger dann zu einem Vergleich zwingen, sofern ein gerichtlicher Einigungsversuch aussichtsreich erscheint“, so Kreipl. Je mehr Gläubiger beteiligt seien, so der Schuldenberater, desto schwieriger gestalte sich ein solcher Einigungsversuch, ein Insolvenzverfahren zu vermeiden werde dann immer schwerer.

Landrat Sebastian Gruber zeigte sich erfreut, dass man mit der Caritas einen kompetenten und verlässlichen Partner gefunden habe, für diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Es passe sehr gut zur Caritas, dass sie nun auch die Insolvenzberatung übernehme: „Es ist schließlich ein Grundauftrag der Caritas, Menschen in Not beizustehen.“

Bürger, die von Privatinsolvenz bedroht sind, können sich zur vertraulichen Beratung an die Sozial- und Schuldnerberatung der Caritas wenden. Telefonisch erreichbar ist Josef Kreipl von Montag bis Donnerstag unter Telefon 08552/4088811 oder unter der E-Mail-Adresse: sozialberatung@caritas-freyung.de. Termine können sowohl im Sozialzentrum Grafenau in der Grüber Straße 1, als auch in Freyung im Vinzenzhaus in der Passauer Straße 35 vereinbart werden.

Sind von der Notwendigkeit der Insolvenzberatung für Privatpersonen durch den Kreis-Caritasverband Freyung-Grafenau im Landkreis überzeugt: (von links) Manfred Kellhammer, Josef Bauer, Josef Kreipl und Landrat Sebastian Gruber.
Foto: Landratsamt Freyung-Grafenau


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