Besuchskontakte von Pflegekindern zu ihrer Herkunftsfamilie: Belastung oder Chance?

Seminar für Pflegeeltern und Fachkräfte des Kreisjugendamtes Freyung-Grafenau

Wenn Kinder vom Jugendamt in Pflegefamilien untergebracht werden, finden in den meisten Fällen auch weiterhin Umgangskontakte zur Herkunftsfamilie statt. Da dieser Kontakt teilweise zu Verhaltensauffälligkeiten bei Pflegekinder führen kann, stellt sich innerhalb der Pflegefamilie hin und wieder die Frage, ob ein Umgang zur Herkunftsfamilie eine Belastung oder tatsächlich eine Chance für die Kinder darstellt.

Der Arbeitskreis der Pflegekinderdienste Niederbayern-Ost (Kreisjugendamt Freyung-Grafenau), Kreisjugendamt Regen, Kreisjugendamt Deggendorf, Kreisjugendamt Passau, Stadtjugendamt Passau und Kreisjugendamt Rottal-Inn) organisierte daher in der Vergangenheit für insgesamt 76 interessierte Pflegeeltern oder PflegeelternbewerberInnen eine ganztägige Fortbildungsveranstaltung im Veranstaltungsort Spectrum Kirche in Passau.

Zum Fortbildungsthema „Besuchskontakte von Pflegekindern zu ihrer Herkunftsfamilie: Belastung oder Chance?“ durfte Melanie Eichinger vom Kreisjugendamt Passau als Sprecherin des Arbeitskreises die renommierte Referentin Irmela Wiemann, Psychologische Psychotherapeutin, begrüßen.

Zu Beginn der Veranstaltung versuchte die Referentin mittels einer Aufstellung den Pflegeeltern ein Gefühl für die verschiedenen Positionen im doch oftmals sehr umfangreichem System (Herkunftsfamilie, Pflegeeltern, Helferkreis), welches sich mit dem Pflegekind befasst, zu vermitteln; insbesondere aber die Stimmungslage der betroffenen Kinder, welche sich oftmals im Loyalitätskonflikt zwischen den liebgewonnenen Pflegeeltern und den leiblichen Eltern befinden, sollte dabei genauer beleuchtet werden. Eine Reduzierung der Umgänge sorge, laut Frau Wiemann, nicht für eine Reduzierung des Kummers. Der innere Konflikt des Kindes müsse von den Pflegeeltern ernst genommen und mit Unterstützung durch Fachkräfte der Jugendhilfe sowie Psychotherapie bearbeitet werden.

Im weiteren Fortbildungstag erhielten die anwesenden Pflegeeltern zahlreiche mögliche Handlungsstrategien und wertvolle Tipps anhand praktischer Beispiele aus dem breitgefächerten Wissensschatz der Referentin. An der regen Beteiligung der TeilnehmerInnen wurden sowohl die Komplexität als auch die elementare Rolle, welche die Thematik des Umgangskontaktes im Alltag der Pflegeeltern spielt, ersichtlich. Die Pflegeeltern wurden so im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung dabei unterstützt, die Ursachen für Probleme im Umgang mit der Herkunftsfamilie zu verstehen und diese – mit Unterstützung des zuständigen Jugendamtes – soweit zu lösen, sodass sich aus einer Belastung eine Chance für die Pflegekinder entwickeln kann.

Kinder, die nicht mehr in ihrer Herkunftsfamilie leben können, brauchen Pflegeeltern, die ihnen Sicherheit und Geborgenheit geben. Das Kreisjugendamt Freyung-Grafenau ist immer wieder auf der Suche nach Pflegeeltern, die bereit sind, ein Kind vorübergehend oder dauerhaft aufzunehmen. Wer Fragen oder Interesse an einer Pflegeelternbewerbung hat, kann sich er jederzeit an den Pflegekinderfachdienst unter 08551 57-164 oder 57-313 wenden.

Zahlreiche interessierte Pflegeeltern und PflegeelternbewerberInnen der Jugendämter Niederbayern-Ost bei der Veranstaltung am 07.03.2020, also vor den aktuell geltenden Regelungen zur Vermeidung der Corona-Pandemie
(Foto: Kreisjugendamt Freyung-Grafenau)


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