Im Juni 2017 wurde das Virus erstmals in Tschechien nachgewiesen, nur 250 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. In den Grenzregionen ist man sich des Risikos der Afrikanischen Schweinepest deshalb bewusst und will auf einen eventuellen Ausbruch bestmöglich vorbereitet sein, so auch im Landkreis Freyung-Grafenau. Kürzlich fand deshalb, unter der Leitung von Mitarbeitern des Landratsamtes, eine Übung zur Bergung eines Wildschweinkadavers statt.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) führt sowohl bei Haus- als auch bei Wildschweinen zu einer schweren Erkrankung, die für die Tiere fast immer tödlich endet. Da es weder Impfstoffe noch Arzneimittel zur Bekämpfung des Virus gibt, müssen infizierte Hausschweine getötet werden, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Für Menschen ist das Virus ungefährlich. Vor allem für die Schweinehalter in der Region wäre eine Infektion ihrer Tiere mit ASP jedoch eine ernste Bedrohung für ihre Betriebe. Das Risiko des Einschleppens des Virus gilt als sehr hoch. Wildschweine könnten das Virus z.B. über weggeworfene Nahrung, wie Wurstsemmeln, aufnehmen, die das Virus enthalten und andere Wild- und Hausschweine anstecken.
Die jetzt durchgeführte Übung zur Bergung eines Wildschweinkadavers ist ein wichtiger Teil eines umfangreichen Notfallplans für den Fall eines Ausbruches der Schweinepest im Landkreis. Organisation und Leitung hatte die Leiterin der Abteilung Veterinärwesen und gesundheitlicher Verbraucherschutz am Landratsamt Feyung-Grafenau, Dr. Tanja Degner, übernommen. Sie zeigte sich mit dem Verlauf äußerst zufrieden: „Zusammenfassend kann man sagen: Das Ziel der wurde Übung in allen Belangen erreicht. Wir haben den Kadaver sicher aus dem Wald geborgen und die Fundstelle wie im Ernstfall desinfiziert. Natürlich
zeigten sich auch einige Bereiche, welche noch verbessert werden können – die Aufarbeitung haben wir aber schon in Angriff genommen.“ Auch für Thomas Thunreiter, Leiter der Abteilung für Katastrophenschutz am Landratsamt, war der Probelauf ein Erfolg: „Die Übung hat wertvolle Erkenntnisse geliefert, um uns weiter auf die Bewältigung eines möglichen Tierseuchenszenarios vorzubereiten.“
Die leitende Rolle bei der Übung hatte das Veterinäramt als zuständige Fachabteilung, der Katastrophenschutz hatte eine beobachtende und unterstützende Funktion eingenommen. Dr. Degner betonte im Nachhinein vor allem die hervorragende Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Nationalparks und des Veterinäramtes Regen, sowie den Jagdvorständen: „Ohne die Unterstützung aller Beteiligten hätte diese Übung nicht so reibungslos ablaufen können.“ In der gemeinsamen Übung im Nationalpark Bayerischer Wald bargen speziell geschulte Mitarbeiter der Veterinärämter Freyung-Grafenau und Regen in zwei Bergeteams je einen Wildschweinkadaver. Diese Kadaver wurden bereits im Januar im Gebiet des Nationalparks erlegt und konnten nach negativem Befund auf Schweinepest zur Bergeübung verwendet werden.
Mit Hilfe von Schneeschuhen konnten die Mitglieder der Bergeteams trotz des unwegsamen Geländes und der winterlichen Witterungsverhältnisse zum vorbereiteten Kadaver-Fundort gelangen. Bei Temperaturen von -10°C und einer Schneehöhe von über einem Meter herrschten schwierige, aber durchaus realistische Bedingungen für eine Bergung. Mit virendichter Schutzkleidung geschützt führten die Bergeteams Untersuchungen am Körper des Tieres durch. Die Klauen der Wildschweine wurden dabei speziell gepolstert, damit diese den für den Abtransport vorgesehenen Leichensack nicht beschädigten. Der Sack soll im Ernstfall eine weitere Verbreitung des Virus auf andere Tiere verhindern. Zu den weiteren vorgesehenen Maßnahmen zählt etwa die Errichtung von Elektro- und Duftzäunen rund um Fundstellen, um eine Verbreitung des ASP-Virus zu verhindern. Auch die Zäune wurden getestet.
Das richtige Material, wie etwa ein speziell zusammengestellter Notfallkoffer oder ein Bergeschlitten für die Kadaver sind für eine schnelle Sicherung der Fundstelle und Bergung der toten Tiere ebenso wichtig wie eingespielte Bergeteams, die im Ernstfall sofort einsatzbereit sind.
Um einer weiteren Verbreitung der ASP entgegenzuwirken, sind aber nicht nur die Fachleute gefragt. Alle Bürger sind angewiesen, Essensreste an Raststätten entlang der Autobahnen nicht achtlos wegzuwerfen, da diese als Tiernahrung dienen können und dadurch eine Verbreitung des Virus fördern. Für weitere Auskünfte steht das Veterinäramt Freyung-Grafenau unter der Tel. 08551/57-380 zur Verfügung.