„40 Prozent der Menschen im Landkreis sind auf Barrierefreiheit angewiesen“

Austauschtreffen der Koordinationsstelle im Landkreis Freyung-Grafenau mit den kommunalen Senioren- und Behindertenbeauftragten

 

Der Bedarf an Informationen zu dem komplexen Fragen rund um rechtliche und finanzielle Aspekte beim Thema Pflege ist groß, das zeigte sich auch beim Treffen der Senioren- und Behindertenbeauftragten der 25 Kommunen des Landkreises. Im großen Sitzungssaal des Landratsamtes präsentierten ihnen Tanja Höschl von der Beratungsstelle des Bezirks Niederbayern und der zuständige Referatsleiter beim Bezirk Martin Eberl Informationen über die geltenden sozialrechtlichen Aspekte der Pflegebedürftigkeit aus erster Hand. „Viele ältere Menschen streben danach, möglichst lange in ihrer eigenen vertrauten Umgebung selbstbestimmt zu leben, selbst wenn ihr Bedarf an Unterstützung zunimmt“, erklärte Landrat Sebastian Gruber zum Auftakt des Treffens. Dabei gebe es auch immer viele rechtliche Fragen zu berücksichtigen. „Daher freut es mich besonders, dass wir für das Austauschtreffen in diesen Bereichen derart qualifizierte Referenten gewinnen konnten“, so Gruber.

Auch Vertreterinnen der regionalen Behinderten- und Sozialverbände, etwa die Arbeitsgemeinschaft Senioren des Kreis-Caritasverbandes oder die in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Regen verortete Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) waren der Einladung des Landratsamts gefolgt. Die Behindertenbeauftragte des Landkreises Anita Moos und ihre Kollegin, die Seniorenbeauftragte Anna Mitterdorfer, steuerten relevante Fakten für Menschen mit Handicap bzw. Seniorinnen und Senioren im Landkreis bei. Landrat Gruber bedankte sich bei allen Anwesenden für deren Einsatz.

Im Vortrag des Bezirks wurde schwerpunktmäßig auf die geltenden Maßgaben des Sozialgesetzbuches XII eingegangen: Wie verhält es sich für Betroffene bei der Inanspruchnahme von Sozialhilfeleistungen, z. B. beim Einkommens- und Vermögenseinsatz, bei der Rückforderung von Schenkungen oder der Heranziehung von Unterhaltspflichtigen. Außerdem gab es den Hinweis, dass Beratungstermine mit dem Bezirk Niederbayern vorwiegend telefonisch stattfinden. Wer Interesse habe, könne unter der Durchwahl 0871 97512-111 einen Rückruftermin vereinbaren. Termine vor Ort würden nach Absprache durchgeführt.

40 Prozent sind auf Barrierefreiheit angewiesen

Ein Plädoyer für mehr Barrierefreiheit hielt die Behindertenbeauftragte des Landkreises Anita Moos. „Die jüngsten Zahlen aus der Strukturstatistik des Landkreises belegen es: Im Landkreis Freyung-Grafenau leben rund 9.300 Einwohner mit einer Schwerbehinderung“, so Moos. Aber nicht nur sie seien auf Barrierefreiheit angewiesen. „Barrierefreiheit ist nicht nur für Rollstuhlfahrer wichtig. 40 Prozent der Landkreisbürgerinnen und -bürger sind auf sie angewiesen, um im Alltag selbständig und selbstbestimmt leben zu können,  Menschen etwa, die nur vorübergehend in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind, nach Unfällen zum Beispiel, genauso wie Familien mit Kinderwagen und Kleinkindern. Deshalb möchten wir unsere Beauftragten fortbilden, damit sie die Regeln und Normen kennenlernen, die uns helfen, Barrierefreiheit in unseren Gemeinden umzusetzen.“

In den eigenen vier Wänden bleiben

Im Anschluss referierte Harald Schlapps und stellte die Dienste und Projekte des Malteser Hilfsdienstes vor: Neben dem Hausnotruf und dem Mahlzeiten-Service, wurden auch subventionierte Angebote, sogenannte Malteser-Patenschaften, erläutert. Seit zwei Jahren verfügen die Malteser über eine eigene Leitstelle in Freyung, unter Leitung von Christoph Fuchs. Er ergänzte: „Wir sind also direkt bei Fragen vor Ort im Landkreis da“.

Der für den Themenbereich zuständige Sachgebietsleiter am Landratsamt Karl Matschiner erklärte, dass bei der Senioren- und Behindertenarbeit oft so manch dickes Brett gebohrt werden müsse. Hier sei Ausdauer notwendig. Er bedankte sich bei allen Anwesenden, besonders aber bei den ehrenamtlichen Beauftragten Anna Mitterdorfer und Anita Moss für deren große Unterstützung.

Setzen sich dafür ein, dass ältere sowie gehandicapte Mitbürgerinnen und -bürger möglichst selbstbe-stimmt im Landkreis leben können (von links): René Kurtz (GesundheitsregionPlus), Harald Schlapps und Christoph Fuchs (Malteser), Tanja Höschl (Bezirk Niederbayern), Anita Moos (Behindertenbeauftragte), Anna Mitterdorfer (Seniorenbeauftragte), Christian Fiebig (Koordinationsstelle Landratsamt) und Landrat Sebastian Gruber.
Foto: Landratsamt Freyung-Grafenau


Zurück