Der Arbeitskreis Sucht im Landkreis Freyung-Grafenau besteht seit 1986. Fachpersonal aus unterschiedlichen Ämtern, Behörden, Beratungseinrichtungen, Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen trifft sich mindestens zweimal im Jahr, um sich über die vielen Bereiche und Facetten des Themas Sucht auszutauschen und sich zu beraten. Der Suchtarbeitskreis ist somit ein interdisziplinäres Netzwerk für den Landkreis Freyung-Grafenau, auf dessen Tagesordnung der fachliche Austausch, die Vertiefung der Kooperation, das Lösen von Problemen, die Planung und Unterstützung von Projekten und der Erwerb von fachlichem Input steht.
Es referierten Diplompsychologe Dominik Hammer, Geschäftsstellenleiter der GesundheitsregionPlus René Kurtz sowie Medien- und Kommunikationswissenschaftler und Buchautor Dr. Frederik Weinert über verschiedene Facetten von Gesundheit, Prävention und Sucht. Geleitet wurde die Herbstversammlung von Marco Höller, zweiter Vorsitzender sowie Psychologischer Berater und Fachberater Kraftfahreignung, und Johanna Dorner, Dipl. Sozialpädagogin, Präventionsfachkraft am Gesundheitsamt und Geschäftsführerin des Suchtarbeitskreises. Die Kasse des Suchtarbeitskreises wurde durch Tim Weidinger, Geschäftsführer des Kreisjugendrings Freyung-Grafenau geprüft und in einem kurzen Bericht vorgestellt.
Für den fachlichen Input sorgte Dominik Hammer, Diplompsychologe und Leiter der Praxis für Arbeitspsychologie und Psychotherapie im Innovations- und Gründerzentrum Waldkirchen, mit seinem Vortrag über die Suchtprävention in der Fahreignungsberatung. Einen Einblick in die Projekte der GesundheitsregionPlus gab der Geschäftsstellenleiter René Kurtz. Die Zielgruppe der GesundheitsregionPlus umfasst alle Landkreisbürger. Für Kinder und Senioren gibt es spezielle Angebote. Als Beispiele seiner Arbeit wurden die Demenzwoche im Landkreis Freyung-Grafenau, das Projekt zum Thema Herzgesundheit oder die Bewegungsparcours im Landkreis angeführt.
Der Hauptvortrag des Suchtarbeitskreises wurde von Dr. Frederik Weinert zum Thema Suchtgefahren in den sozialen Medien und digitalen Welten mit anschaulichen Beispielen aus der Praxis vorgetragen. Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler hat bereits mehrere Bücher über Medienbildung und Digitales geschrieben. Weinert ließ die Teilnehmer mit seinem Vortrag für eine Stunde in verschiedene Medienwelten wie Instagram, Smartphone-Apps und Suchtgefahren abtauchen. Mehrere Themen standen im Fokus, wie beispielsweise das Phänomen „FOMO“ (fear of missing out), also die Angst, etwas in den sozialen Medien zu verpassen. „Aus diesem Grund können viele Kinder und Jugendliche das Smartphone weder ausschalten noch weglegen“, sagte Dr. Frederik Weinert.
Auch die Verschuldung durch In-App-Käufe (z. B. Mikrotransaktionen und Lootboxen in Videospielen wie „FIFA“) wurde von Weinert beleuchtet. Laut Statistik habe sich zudem die Zahl der Mobbingfälle von Kindern und Jugendlichen im Vergleich zur Studie vor Corona verdoppelt. Weinert ging auch auf die Informationen des Bündnisses gegen Cyber-Mobbing ein, um das wichtige Thema Mobbing im Internet näher zu betrachten. Abschließend lautete der Appell von Dr. Frederik Weinert in Bezug auf die Mediennutzung der eigenen Kinder und Jugendlichen: „Aufklärung und digitale Mündigkeit sind wichtig, um mediale Risiken und Suchtgefahren eigenständig zu erkennen.“