Die „Vertrauliche Geburt“ war das Thema eines Fachkräftetreffens, das die Staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen kürzlich am Landratsamt organisierte. Es gibt wohl nur wenig schwierigere und verzweifeltere Situationen für eine Frau, als sich in einer Schwangerschaft zu befinden und sich nicht in der Lage zu fühlen, diese offen zu leben. Frauen, die sich für eine Vertrauliche Geburt entscheiden, befinden sich oft in einer extremen Notlage. Sie sehen sich mit sozialen, familiären oder wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert, die es ihnen unmöglich erscheinen lassen, ihr Kind auf herkömmliche Weise zur Welt zu bringen. In solchen Momenten ist das Angebot der Vertraulichen Geburt ein lebenswichtiger Anker. Es ermöglicht diesen Frauen, ihr Kind sicher und medizinisch betreut zur Welt zu bringen, ohne ihre Identität preisgeben zu müssen. Dadurch wird nicht nur das Leben des Kindes geschützt, sondern auch das Wohl und die Zukunft der Mutter. Gleichzeitig bleibt dabei, anders als etwa bei einer Babyklappe, auch das Recht des Kindes darauf gewahrt, zu wissen, wo es herkommt. Damit bei so einer Vertraulichen Geburt auch alles möglichst reibungslos funktioniert, hatten die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle wichtige Beteiligte an diesem Prozess eingeladen, um Informationen auszutauschen und sich gegenseitig kennenzulernen.
„Ich finde es sehr wichtig, dass wir Schwangeren in extrem belastenden Situationen durch die Möglichkeit der vertraulichen Geburt eine wertvolle Hilfe anbieten können,“ erklärte die stellvertretende Landrätin Helga Weinberger bei der Eröffnung der Veranstaltung. „Die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Fachkräfte und Professionen im Landkreis ist für die Versorgung und Betreuung unverzichtbar. Ich freue mich sehr, dass die Schwangerenberatung im Landkreis bestmöglich aufgestellt ist und sich ihrer Verantwortung hinsichtlich der Durchführung einer vertraulichen Geburt bewusst ist.“
Unter den Teilnehmenden waren Vertreter des Rettungsdienstes, der Kliniken am Goldenen Steig, der Frauenärzte, der Hebammen, des Standesamts, der Adoptionsvermittlung, des Amtes für Kinder und Familie, der Caritas Schwangerenberatung und der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern. Sie alle erfuhren in einem fundierten Fachvortrag der Leiterin der Katholischen Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen Nürnberg, Frau Heidi Winter-Schwarz, viel Interessantes über den Ablauf, die gesetzlichen Regelungen und die praktische Umsetzung einer Vertraulichen Geburt. In Nürnberg gab es bereits mehrere Vertrauliche Geburten. Daher konnte die Referentin aus einem breit gefächerten Erfahrungsschatz berichten und den Ablauf für die einzelnen Professionen detailliert darstellen. In einer angeregten Frage- und Diskussionsrunde wurden anschließend Fallbeispiele beleuchtet und ein mögliches Vorgehen besprochen.
Seit der Einführung der Vertraulichen Geburt vor zehn Jahren haben sich rund 1200 Schwangere in Deutschland für die Möglichkeit entschieden, unter einem Pseudonym ihr Kind zu bekommen und zur Adoption freizugeben. Im Landkreis Freyung-Grafenau gab es noch keine Vertrauliche Geburt. Die Hauptaufgabe, wenn es dazu kommt, liegt bei den speziell ausgebildeten Fachkräften für Vertrauliche Geburt Katrin Greiner, Antonia Lechl und Johanna Dorner, Sozialpädagoginnen der Staatl. anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen. Aber natürlich kann der Ablauf nur dann reibungslos funktionieren, wenn alle Beteiligten über das Vorgehen Kenntnis haben und das Netzwerk gut aufgebaut ist. Dieser Grundstein wurde mit dem Fachkräftetreffen gelegt. Nach der Zertifizierungsschulung, der Netzwerkarbeit im Landkreis und dem Fachkräftetreffen ist die Staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen nun gut ausgerüstet, um eine Frau behütet durch den Prozess einer Vertraulichen Geburt begleiten zu können.
Nähere Informationen zu einer Vertraulichen Geburt sind auf der Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu finden. Die Staatl. anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen ist im Gesundheitsamt des Landkreises unter der Telefonnummer 08551-57-4033 erreichbar. Eine Anlaufstelle für Betroffene ist auch das Hilfetelefon „Schwanger in Not“, das rund um die Uhr in vielen Sprachen unter 0800 40 40 020 erreichbar ist.
Die Vertrauliche Geburt – Ein lebenswichtiger Anker für Mutter und Kind
Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen organisiert Fachkräftetreffen zum Thema im Landkreis