Eine „gesunde Bräune“ ist für viele das Ziel des Sommers. Um seine Haut vor den schädlichen Auswirkungen der Sonnenstrahlung zu schützen, ist es unerlässlich, auf Sonnenschutzmittel zurückzugreifen. Denn sowohl der gefürchtete Sonnenbrand als auch Langzeitschäden wie Hautkrebs können vermieden werden. Die Verwendung von Sonnenschutzmitteln ist daher ein wichtiger Bestandteil der Hautpflege und sollte von jedem beherzigt werden, der sich vor den negativen Auswirkungen der Sonne schützen möchte.
Interview mit der Hautärztin Fr. Dr. Tanja Friedl aus Freyung:
Wie wichtig ist Sonnenschutz? Warum ist es wichtig Sonnenbrand zu verhindern?
Dr. Tanja Friedl: Der Klimawandel beeinflusst bereits heute die UV-Strahlungsbelastung jedes Einzelnen. Dadurch steigen UV-induzierte Krebserkrankungen an Haut und Augen. Deshalb ist es für jeden Einzelnen, unabhängig vom Alter, besonders wichtig sich adäquat und konsequent vor schädlicher UV-Strahlung zu schützen. Sonnenbrände führen im akuten Stadium meist zu Rötungen, zum Teil auch zum Auftreten von Blasen an der Haut, die meist sehr unangenehm brennen oder schmerzen. Dieser heilt jedoch meist wieder offensichtlich folgenlos ab. Wir sehen jedoch nicht, dass es bei jedem Sonnenbrand oder auch bei chronischer UV-Exposition zu einer Schädigung oder Zerstörung von Hautzellen kommt, welche das Risiko deutlich steigern, an Hautkrebs zu erkranken.
Warum ist gerade bei uns im Landkreis Freyung-Grafenau das Thema Sonnenschutz so wichtig?
Dr. Tanja Friedl: Der Landkreis Freyung-Grafenau zeichnet sich vor allem auch durch seine besondere Lage im Bayerischen Wald aus. Diese Region liegt wesentlich höher und damit steigt auch die UV-Belastung an. In meiner Praxis sehe ich viele ältere Patienten, die an einem chronischen Sonnenschaden leiden. Zum einen gab es keinen Sonnenschutz als diese Menschen und junge Erwachsene Kinder waren, aber auch das Bewusstsein an Hautkrebs zu erkranken, war damals noch nicht vorhanden. Ferner sind ältere Patienten häufig auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und waren somit viele Stunde ungeschützt im Freien.
Warum sollte man gerade in jungen Jahren einen Sonnenbrand verhindern? Gibt es langfristig Folgen?
Dr. Tanja Friedl: „Die Haut vergisst nichts!“. Dieser Spruch trifft es recht gut. Vor allem im Kindesalter steigern Sonnenbrände das Risiko um das Zwei- bis Dreifache, später an Hautkrebs zu erkranken.
Zu viel Licht verursacht Hautkrebs und Hautalterung. Hat die Sonne ein schlechtes Image?
Dr. Tanja Friedl: Das würde ich so nicht sagen. Wir alle wissen, wie wichtig und glücklich uns die Sonne macht. Sie regelt unter anderem unseren Schlaf-Wach-Rhythmus, fördert die Bildung von Vitamin D in der Haut und führt zur Ausschüttung von Glückshormonen. Dennoch sollten wir uns alle bewusst sein, dass die UV-Strahlung zu Hautkrebs und Hautalterung führt und uns adäquat dagegen schützen.
Was sollte man beim Kauf von Sonnencreme beachten?
Dr. Tanja Friedl: Mittlerweile stehen uns Endkunden sehr viele Produkte zur Verfügung und man hat sprichwörtlich die „Qual der Wahl“. Hierzu werde ich häufig in meiner Praxis gefragt und ich empfehle jedem Patienten die Produkte erst auszuprobieren, bevor man sich mit den Sonnencremes eindeckt. Hier hat jeder Mensch andere Präferenzen. Zu einem sollte es sich gut verteilen und angenehm sein, sonst verwendet es der Patient erfahrungsgemäß nicht. Wasserfeste Produkte sind meist für Sportler und körperlich schwer arbeitende Menschen von Vorteil, da sie auch beim Schwitzen schützt. Mittlerweile ist bekannt, dass einige Substanzen wie z.B. Octocrylen, Retinylpalmitat, Oxibenzon und viele mehr krebserregend, fruchtschädigend oder auch hormonell wirken können. Diese Substanzen finden sich in der Regel bei hochwertigen Sonnencremes namhafter Hersteller nicht, weshalb diese bevorzugt verwendet werden sollten.
Welche wichtigen Sonnenschutz-Tipps können Sie geben?
1. Sonnenschutz immer und überall sowie täglich anwenden (an allen lichtexponierten Arealen).
2. Mittagssonne meiden (vor allem zwischen 11 bis 15 Uhr).
Merke: Am besten Aufenthalt im Freien, wenn der eigene „Schatten länger/größer ist als man selbst“.
3. Physikalischen Sonnenschutz verwenden (Kopfbedeckung, UV-Shirt, Sonnenbrille).
4. VORSICHT: Auch im Schatten gibt es UV-Strahlung.
5. Kinderhaut braucht bestmöglichen und höchsten Schutz.
6. Regelmäßig Sonnenschutz auffrischen und erneuern – vor allem nach Wasserkontakt, beim Sport und nach dem Abtrocknen.
7. Großzügig und frühzeitig eincremen:
- Ca. 30 Minuten vor Aufenthalt im Freien eincremen (abhängig vom Produkt).
- Der angegebene Lichtschutzfaktor kann seine Wirkung nur voll entfalten, wenn man 2 mg/cm² cremt – das ist sehr viel! Bei einem 1,80 m großen normalgewichtigen Menschen entspricht das in etwa 20-30g Sonnencreme.
8. Besondere Hautstellen sowie „Sonnenterrassen“ nicht vergessen: Kopfhaut/Scheitel, Ohren, Lider, Nasenrücken, Lippen, Hals, Fußrücken und vieles mehr.
9. 100%igen Schutz gibt es nicht! Jeder Mensch hat entsprechend seines Hauttyps eine gewisse Eigenschutzzeit. Diese kann durch das Anwenden einer Sonnencreme deutlich erhöht werden.
ABER: Kein Produkt kann die UV-Belastung komplett blockieren. Achtsamkeit bleibt geboten!