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„Förderantrag für Klimaschutzmaßnahmen muss vor der Maßnahme gestellt werden“

Photovoltaik, Batteriespeicher und Holzverstromung - Infoabende des Landkreises zum Thema Energie

Im Rahmen der bayerischen Klimawoche fanden zwei vom Klimaschutzmanagement des Landkreises organisierte Infoabende zum Thema Energie statt. Bei der ersten Veranstaltung wurde die Holzverstromungsanlage des Gut Riedelsbach besichtigt und bei der zweiten folgten gut 30 Personen der Einladung ins Gasthaus Eibl, wo ein Vortrag über Photovoltaik und Batteriespeicher stattfand.

Die bayerische Klimawoche wurde im Jahr 2000 das erste Mal vom Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz ausgerufen und findet seit dem jedes Jahr in der ersten Woche nach den Sommerferien statt. Durch Aktionen in allen Kommunen quer durch Bayern sollen die Bürger für das Thema Klimaschutz sensibilisiert werden. Auf Wunsch von Landrat Sebastian Gruber hat sich auch der Landkreis daran beteiligt. Als Schwerpunkt hatte Klimaschutzmanagerin Verena Holzbauer das Thema Energie als wichtigen Faktor zur CO2-Einsparung ausgewählt.

An beiden Infoabenden wurde das Energieberatungsprogramm des Landkreises Freyung-Grafenau durch die Klimaschutzmanagerin vorgestellt. Seit mittlerweile zehn Jahren wird sanierungswilligen Bürgern darüber der Einstieg ins Thema energetisches Sanieren erleichtert. Der Landkreis übernimmt Kosten in Höhe von 50 Euro für eine Erstberatung, sodass nur ein Eigenanteil von 20 Euro verbleibt. Bei den Beratungen beurteilt ein Energieberater die Gebäudesubstanz und verbaute Anlagentechnik, informiert über mögliche Förderprogramme und hilft vor allem den passenden „Sanierungsfahrplan“ zu erstellen. „Es ist wichtig einen Ansprechpartner zu haben, der einem sagt, welche Maßnahmen sinnvoll sind und welche nicht und auch wo man am besten anfangen soll. Genau dafür ist das Programm da,“ erklärt Kreisrat Hans Madl-Deinhart, der die Infoabende mitorganisierte. Klimaschutzmanagerin Holzbauer ergänzt: „Wichtig zu wissen ist auch, dass bei fast allen Fördermöglichkeiten vor Beginn einer Maßnahme schon der Förderantrag gestellt werden muss. Noch immer rufen Bürger nach Abschluss eines Sanierungsprojektes bei mir an und erkundigen sich nach Förderungen, dann ist es aber leider zu spät. Dies kann durch eine kompetente Beratung vorab vermieden werden.“ Gutscheine für eine Beratung können jederzeit unter Kontaktstelle-energieberatung@landkreis-frg.de angefordert werden.

Die verschiedenen Sanierungsmöglichkeiten wurden durch die beiden Energieberater Klaus und Heinrich Schuster dargelegt. Einige Zuhörer standen vor allem dem Thema Vollwärmeschutz skeptisch gegenüber. Heinrich Schuster erläuterte dazu, dass man dabei jeden Einzelfall differenziert betrachten muss. In einem Neubau mache es natürlich mehr Sinn, die Wärmedurchgangskoeffizienten anderweitig zu erreichen, etwa durch die richtige Geometrie des Hauses, breitere Außenziegel oder eine Bauweise mit Holzständer welche mit umweltfreundlicheren Holzfaserdämmplatten überzeugt. In Sanierungsfällen kommt man aber häufig um die kunststoffbasierten Platten nicht herum, weil nur so die erforderlichen Werte erfüllt werden können.

Höhepunkt des Abends in Riedelsbach war die Führung zur Holzverstromungsanlage von Bernhard Sitter. Seit gut zwei Jahren ist die Anlage in Betrieb.  Mit den rund zwei Millionen kWh Strom und rund vier Millionen kWh Wärme jährlich wird das Hotel mit Wellnessbereich und Restaurant ganzjährig versorgt. Der Prozess basiert ähnlich wie eine Hackschnitzelanlage auf der Verfeuerung von Hackgut. Hier wird allerdings neben der Wärme über einen Generator gleichzeitig noch Strom erzeugt. Das Holz kommt fast ausschließlich aus Waldstücken direkt vor Ort, sodass keine langen Transportwege nötig sind. Dabei ist die Anlage auch noch CO2-neutral, da nur so viel davon bei der Verbrennung frei wird, wie vorher in den Bäumen gebunden war. Mit rund 8300 Betriebsstunden im Jahr gibt es laut Sitter weltweit kaum noch eine Holzverstromungsanlage, die so gut läuft wie die seine. Einziger Kritikpunkt sei, dass man bei einem Projekt wie diesem, das nicht so gängig ist, sehr viele bürokratische Hürden überwinden müsse, von eigene Transformatoren und Leitungen, über steuerliche Angelegenheiten bis hin zur problematischen Entsorgung der entstehenden Asche, die Beprobungen zu Folge eigentlich Düngerqualität hätte.  Klimaschutzmanagerin Verena Holzbauer betonte wie sinnvoll Holzverstromungsanlagen in der Region seien.

Beim zweiten Infoabend in Röhrnbach war für den Hauptvortrag Michael Meindl vom Straubinger C.A.R.M.E.N. e. V. geladen. Die Besucherzahlen zeigten, dass das Thema des Vortrags auf breites Interesse stieß. Vor allem wie es weitergeht, nachdem demnächst die ersten Photovoltaikanlagen nach 20 Jahren Laufzeit aus der Einspeisevergütung fallen, interessierte die Zuhörer. Laut Meindl gibt es aktuell noch keine Rechtsgrundlage, wie der erzeugte Strom dann vergütet wird. Denkbar sei, dass der Erzeuger den Strom direkt verkauft, was sich aber bei kleinen Dachanlagen als schwierig erweist oder dass er mit dem Marktwert Solar, der an der Strombörse in Leipzig festgelegt wird, verkauft wird. Hier liegt der Erlös bei rund 3 bis 5 Cent pro Kilowattstunde. Lukrativer ist es da, den Strom selbst zu verbrauchen. Der Eigenverbrauch kann etwa durch die Anschaffung eines Elektroautos erhöht oder zeitlich durch einen Batteriespeicher optimiert werden. Im zweiten Teil des Vortrags ging es um die aktuellen Speichertechnologien auf dem Markt. Lithium-Ionen-Akkus seien dabei Stand der Technik. Nach rund 15 Jahren Betriebszeit ist deren Ladekapazität auf 80 Prozent gesunken, dieser Wert wird als Lebensdauer des Speichers angegeben. Genau in diesem zeitlichen Rahmen liegt aktuell auch die Amortisationszeit eines Batteriespeichers. „Entscheidender Grund für die Anschaffung sollten natürlich ideologische Gründe wie Unabhängigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz sein. Aber mit immer besser werdender Technik rechnen sich die Speicher nun langsam auch“, so Michael Meindl von C.A.R.M.E.N. „In die Karte spielt einem aktuell, dass der Freistaat Bayern für die Anschaffung von Photovoltaikanlagen in Kombination mit Batteriespeicher einen neuen Förderschwerpunkt im Rahmen des 10.000-Häuser-Programms aufgelegt hat, bei dem man sich bis zu 3.400 Euro zurückholen kann. Das Förderprogramm wird sehr gut angenommen, was zur Folge hat, dass die Zahl der verbleibenden möglichen Anträge täglich sinkt. Es gilt also schnell zu sein und sich zeitnah Gedanken über die Neuanschaffung oder Erweiterung der eigenen Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher zu machen.“

Photovoltaik und Batteriespeicher waren die Themen auf einem der beiden Infoabende des Landkreises im Rahmen der bayerischen Klimawoche. Die Organisatoren und Referenten des Infoabends in Röhrnbach (von links) stellvertretender Bürgermeister von Röhrnbach Leo Meier, Michael Meindl vom C.A.R.M.E.N e. V., Klimaschutzmanagerin des Landkreises Verena Holzbauer, Energieberater Heinrich Schuster und Kreisrat Hans Madl-Deinhart freuten sich über den guten Besuch der Veranstaltung.
Foto: Landratsamt Freyung-Grafenau


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